Scharf, asiatisch, weihnachtlich – eine seltsame Begriffssammlung, denken Sie? Eines haben diese Begriffe aber gemeinsam: Sie beschreiben die Ingwerwurzel. Ein Gewürz, das mehr kann, als einer Vielzahl von Gerichten besonderen Pep zu verleihen. Denn ein wahres Haus- und Heilmittel ist der Ingwer nämlich obendrein.
Was ist das Erste, was Ihnen in den Sinn kommt, wenn Sie an Ingwer denken? Bei den einen ist es ein wärmender Ingwertee, bei den anderen vielleicht die pikante Beigabe zum Sushi und bei den Dritten wiederum das würzige Ginger Ale. Oh, und nicht zu vergessen: Lebkuchen – Gingerbread. Diese ganz schön unterschiedlichen Assoziationen sind ein eindeutiger Hinweis dafür, wie vielseitig Ingwer einsetzbar ist.
Die Geschichte einer Wurzelknolle
Ingwer – eine krautige Pflanze, deren Wuchs an Schilf erinnert und eine Wuchshöhe von etwa einem Meter aufweist. Klingt so gar nicht wie das, was wir im Supermarkt unter dem Namen „Ingwer“ kaufen können. Fakt ist nämlich, dass wir die sogenannten Rhizome der Ingwerpflanze (der wissenschaftliche Name der Pflanze lautet Zingiber officinale) erwerben. Rhizome sind die Sprossen einer Pflanze, die unterirdisch wachsen, weshalb wir umgangssprachlich auch von Ingwerwurzeln sprechen.
Die Ingwerpflanze liebt tropisches Klima – ursprünglich stammt sie von den pazifischen Inseln und ist im asiatischen Raum seit jeher beliebt. In China soll sie schon vor mehr als dreitausend Jahren als Heilpflanze und Gewürz täglich im Gebrauch gewesen sein. Damit ist sie vielleicht sogar die älteste aller Arzneipflanzen. Ihre internationale Karriere ließ jedoch auch nicht lange auf sich warten – man vermutet den reiselustigen Marco Polo als Bote des Ingwers auf europäischem Grund.
Andere Quellen nennen die Römer als verantwortlich für die Verbreitung des knolligen Gewächses in Europa. Zweifelsohne war zur Zeit des Mittelalters Ingwer hierzulande etabliert: Auf Jahrmärkten wurde wärmendes Ingwerbrot feilgeboten und die ärmeren Gesellschaftsschichten machten sich die scharfe Wirkung des Ingwers zunutze, um Speisen zu würzen. Pfeffer war damals ein nahezu unbezahlbares Gut.
In Deutschland steigt die Beliebtheit des Ingwers noch immer an: Lag die Importmenge von Ingwer vor etwa zehn Jahren noch bei knapp neuntausend Tonnen, so waren es im Jahr 2016 schon fast 20.000 Tonnen – die Einfuhren haben sich also in nur wenigen Jahren mehr als verdoppelt.
Ingwer – eine scharfe Sache
Frischen Ingwer können Sie für viele verschiedene Zwecke nutzen. Immer jedoch hat die Gewürzknolle einen Effekt: Schärfe. Hauptsächlich verantwortlich für den scharfen Geschmack sind die sogenannten Gingerole. Gingerol ist eine chemische Verbindung, die es in sich hat. Im Laufe der Zeit, also nach längerer Lagerung, verändert sie ihre Struktur und wird sodann als Shogaol bezeichnet. Nicht nur der Name ändert sich, sondern auch die Wirkung: Shogaole sind nämlich noch schärfer. Je länger Sie die Ingwerknollen zuhause liegen lassen, desto stärker wird der scharfe Geschmack.
Leckeres Kochen und Backen mit Ingwer
Haben Sie im Supermarkt eine Knolle frischen Ingwers gekauft, dann sollten Sie ihn zuhause kühl lagern. Hier eignet sich zum Beispiel das Kellerfach, da hier ideale Temperaturen von bis zu 12°C herrschen. Ingwer lässt sich aber auch ideal einfrieren, falls Sie doch mal größere Mengen übrig haben. Am besten eignet sich ein feuchtes Tuch, um die Schnittstellen frisch zu halten. Generell gilt: Lieber kleine Mengen Ingwer kaufen und rasch verbrauchen (innerhalb von ein bis zwei Wochen). So bleiben die charakteristischen Aromen des Ingwers erhalten.
Ob gerieben, entsaftet oder eingelegt – die Verarbeitungsmöglichkeiten sind vielfältig. Wenn Sie Ingwer als Gewürz einsetzen möchten , dann eignet sich am besten das Reiben der Knolle. Je feiner die Reibe, desto besser. Wir empfehlen zu diesem Zwecke eine Muskatreibe. Eine Alternative, die in zahlreichen asiatischen Rezepten verlangt wird, ist der Ingwersaft. Dazu nehmen Sie den geriebenen frischen Ingwer, füllen ihn in ein Stück Mull und pressen den Saft heraus.
Grundsätzlich sollten Sie sich beim Einsatz von Ingwer überlegen: Möchten Sie das fruchtige Aroma der Knolle in dem Gericht hervorheben oder dem Gericht einen scharfen Kick verleihen? Je länger der Ingwer mitköchelt, desto mehr Schärfe erhält das Gericht. Legen Sie also eher Wert auf die fruchtige Note, dann geben Sie den Ingwer erst zum Ende der Garzeit hinzu.
Ist Ihnen beim Sushi-Essen bereits einmal die weißliche Beigabe aufgefallen? Dabei handelt es sich um Ingwerscheiben, die in Essig eingelegt sind. Aber nicht nur in der asiatischen Küche spielt Ingwer als geschmacksgebende Komponente eine wichtige Rolle. Die Engländer lieben das knollige Gewürz auch schon seit langem: Ob als Gewürz für Kuchen und anderes Gebäck (Lebkuchen heißt auf Englisch nicht umsonst „gingerbread“), Marmeladen oder Getränke – der Ingwer liefert nicht selten den nötigen Pep. Ginger Ale – eine Bitterlimonade, die für viele Longdrinks eingesetzt wird – ist nur ein Beispiel für ingwerhaltige Getränke. Kandierter Ingwer ist eine süße Leckerei: Frischer, junger Ingwer wird in Stücken in Sirup gekocht und nach dem Trocknen mit Zucker umhüllt.
Ingwer für die Hausapotheke
Wer Ingwer zu sich nimmt, tut seinem Körper damit gleichzeitig etwas Gutes. Zahlreiche pharmakologische Wirkungen werden der knorrigen Knolle zugeschrieben: Antibakteriell und antiviral soll sie wirken, gegen Übelkeit und Mundgeruch, wundheilend und durchblutungsfördernd – und hier sind nur einige Beispiele genannt. Außerdem wird häufig die wärmende Wirkung gepriesen. Für viele ist ein Ingwertee das erste Mittel der Wahl bei einer drohenden Erkältung – heißes Wasser extrahiert die ätherischen Öle aus der Knolle. Versüßt mit – ebenfalls antibakteriell wirkendem – Honig schmeckt der Tee wunderbar köstlich.