Ein heißer Kakao an einem kalten Tag, das Stück Trostschokolade bei großem Kummer… das ist Kakao in seinen schönsten Formen. Was heute zu unseren alltäglichen Genussmitteln gehört, war früher ein wahres Luxusgut. Wir erzählen die abenteuerliche Geschichte des Kakaos, von wahren Azteken-Kaisern, spanischen Eroberern und exotischen Ländern.

Fangen wir erstmal bei der Pflanze an: Kakaobäume gehören zu der Familie der Malvengewächse und wachsen, genauso wie Kaffee, im tropischen Regenwald. Die Pflanzen gedeihen nur dort, denn sie stellen hohe Ansprüche an Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Die Hauptanbauregionen für Kakao liegen demnach in Afrika, besonders an der Elfenbeinküste, Indonesien, Mittel-, sowie Südamerika. In einer Frucht des Kakaobaums finden sich 20 bis 50 Kakaobohnen, die unter anderem den Rohstoff für Schokolade bilden. Und die Deutschen lieben Schokolade: Hinter der Schweiz ist Deutschland die Nation mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum in Europa. Die wichtigsten Schokoladenprodukte dabei sind Tafelschokolade, Schokoladenriegel, Hohlfiguren und Pralinen.

Schokolade und Kakao

Schokolade zählt zu den wichtigsten Produkten, die aus Kakao gewonnen werden

Die Entdeckung des Kakaos

Kakao kann auf eine fast dreitausendjährige Kulturgeschichte zurückblicken. Die Anfänge des Kakaos finden sich bei den Mayas in Südamerika im Jahre 600 n. Chr. Während der Unterwerfung der Maya durch die Azteken spielten die Kakaobohnen eine zentrale Rolle: Die wertvollen Bohnen wurden als Tribut gefordert. Die Azteken nutzten die Bohne daraufhin nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch, um ein Kakaogetränk namens „Xocoatl“ zuzubereiten. Erst durch den spanischen Eroberer Hernán Cortés gelangte die Kakaobohne im Jahr 1528 nach Spanien. Auch dort wurden die Bohnen vorerst nur in Form eines Getränkes verzehrt.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Herstellung von Kakaopulver revolutioniert, indem der Niederländer Carl van Houten die Entölung der Kakaomasse und das Aufschließen mit Alkalien etablierte. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war Schokolade oder Kakao nur den höher gestellten Bevölkerungsgruppen vorbehalten. Die Exklusivität beruhte auf dem aufwändigen Herstellungsverfahren und den wertvollen Zutaten, zu denen natürlich die Kakaobohnen, aber auch Zucker und kostbare Gewürze wie Vanille oder Zimt gehörten.

Speise der Götter

In seiner langen Geschichte wurde die Kakaobohne augenscheinlich nicht nur einfach als Genussmittel oder Süßigkeit verwendet – auch als Zahlungsmittel und sogar als Medizin wurden Kakaobohnen genutzt. Als „Speise der Götter“ wurde der Kakao im 18. Jahrhundert von Carl von Linné bezeichnet. Nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht hegte der schwedische Arzt und Botaniker eine Schwäche für die Kakaobohne. Er empfahl sie auch für den Alltag – als stärkendes Mittel und zur Linderung von Beschwerden.

Gesunde Bohne?

Ob Schokolade jetzt dick macht oder nicht – wir werfen zunächst einen Blick auf die Fakten. Kakaobohnen sind tatsächlich sehr fettreich (50 bis 60 Prozent), was an der enthaltenen Kakaobutter liegt. Neben Fett finden sich im Kakaopulver auch die Mineralstoffe Magnesium und Calcium. Per se kann man den Kakao deswegen nicht als ungesund betiteln – aber weniger gesund macht ihn meist seine Zubereitung. In Schokolade und Co. finden sich häufig große Mengen an Zucker, die zu einem sehr kalorischen Genussmittel führen.

Des Weiteren findet sich in der Kakaobohne ein Alkaloid namens Theobromin, das stimmungsaufhellend wirkt. Und auch Koffein ist in Kakaobohnen enthalten und wirkt stimulierend.

Aber aufgepasst, liebe Haustierbesitzer: Theobromin ist gefährlich für Hunde, Katzen und sogar Pferde, da ihnen ein Enzym fehlt, um den Stoff abzubauen. Was für uns also ein Genussmittel ist, kann wahres Gift für unsere vierbeinigen Freunde werden. Lassen Sie deswegen niemals Schokolade in Reichweite von Tieren unbeaufsichtigt liegen.

Von der weißen Bohne zum schokoladigen Kakaopulver

Vermutlich erwarten Sie, dass Kakaobohnen unmittelbar nach der Ernte eine braune Farbe aufweisen – ganz so wie die Farbe unserer geliebten Schokolade. Doch statt stattbraun sind die fettreichen Bohnen weiß. Sie werden nach der Ernte entnommen und erst durch einen Fermentationsprozess erhalten die Bohnen ihre braune Farbe und ihr charakteristisches Aroma. Im nächsten Schritt werden die Bohnen getrocknet. Die Röstung erfolgt, ähnlich wie beim Kaffee, meist in den Konsumländern. Dort werden sie dann aufgebrochen, von der Schale befreit und zur Kakaomasse vermahlen, die dann zu Schokolade oder Kakaopulver weiterverarbeitet wird. Besonders die Röstung der Bohne ist unerlässlich, denn erst dann entstehen die typischen Kakao-Aromen. Hervorgerufen wird dies durch sogenannte Maillard-Reaktionen, bei denen Eiweißverbindungen unter Hitzeeinfluss mit bestimmten Kohlenhydraten reagieren.

Kakaoschote

Bei der Ernte sind die Kakobohnen noch weiß – ihre braune Farbe erhalten Sie erst später

Und jetzt eine heiße Schokolade!

Wem bei so viel Wörtern zu Kakao nun auch das Wasser im Mund zusammenläuft , für den haben wir das perfekte heiße Schokoladen-Rezept parat. Bestimmt haben Sie auch alle Zutaten dafür im Haus. Mischen Sie für eine Tasse Kakaogenuss vier Gramm echtes Kakaopulver mit drei Gramm Zucker und gießen Sie die Mischung mit 200 ml heißer Milch auf. Wenn Sie mögen, geben Sie noch gemahlene Vanille oder Zimt hinzu – oder krönen Sie die Tasse mit etwas Schlagsahne .

Kakaopulver in verschiedenen Formen

Kakaopulver ist nicht gleich Kakaopulver. Wenn Sie an das Heißgetränk denken, dann fällt Ihnen vielleicht Instant-Kakaopulver ein, bei dem meist Zucker und andere Zusatzstoffe ergänzt sind. Für einen Kuchen nutzen Sie häufig entöltes Kakaopulver, ohne Zusatzstoffe. Man unterscheidet dabei zwischen schwach entöltem Kakaopulver, stark entöltem Kakaopulver und Industriekakaopulver. Das schwach entölte Kakaopulver weist etwa 20 Prozent Fett auf und wird häufig als Grundzutat für hochwertige Getränkepulver genutzt. Das stark entölte Kakaopulver enthält mindestens 10 Prozent Fett und lässt sich deswegen gut in Milch lösen. Es ist meist in herkömmlichem Instant-Getränkepulver enthalten. Industriekakaopulver enthält nur 8 Prozent Fett. Falls Sie sich entscheiden müssen, dann wählen Sie am besten das schwach entölte Kakaopulver. Durch das enthaltene Fett ist das Pulver nämlich aromatischer.

Kakaopulver richtig aufbewahren

Achten Sie darauf, Kakaopulver immer trocken und luftdicht zu lagern. Wenn das Pulver feuchter Luft ausgesetzt ist, kann es „muffig“ riechen oder verklumpen und es kann sich darüber hinaus auch Schimmel entwickeln. Die Luftfeuchtigkeit am Lagerungsort sollte aus diesem Grund 65 Prozent Luftfeuchtigkeit nicht überschreiten. Ebenso ist auf eine gleich bleibend kühle Aufbewahrung des Pulvers zu achten, am besten im Vorratsraum, im Keller oder im Kellerfach Ihres Kühlgeräts. Die dort herrschenden Temperaturen unter 25 °C eignen sich perfekt zur Lagerung.

Macht Schokolade glücklich?

Wer kennt es nicht, bei einem anstrengenden Tag oder Kummer tut ein Stückchen Schokolade so richtig gut. Doch woran liegt dieses Glücksgefühl beim schokoladigen Genuss? Möglich ist, dass die bereits oben erwähnten Stoffe Coffein und Theobromin eine stimmungsaufhellende Wirkung haben. Ein weiterer Grund kann auch im erhöhten Zuckergehalt von Schokoladenprodukten liegen. Der süße Stoff erhöht nämlich den Serotoninspiegel. Dies bewirkt ein Glücksgefühl, weswegen Serotonin auch Glückshormon genannt wird. Oftmals ist diese Wirkung aber nur auf psychologische Mechanismen zurückzuführen: Warme Kindheitserinnerungen an Schokoküsse oder Belohnung mit Süßigkeiten nach Erreichung eines Zieles wecken aus Erfahrung Wohlgefühle.

Heiße Schokolade

Heiße Schokolade macht glücklich

Die Schattenseite des Kakaogenuss

Kakao teilt ein schweres Schicksal mit vielen Lebensmitteln tropischer Herkunft: Sein Anbau hat nicht nur starke ökologische Auswirkungen, sondern auch soziale Folgen. Denn in vielen Regionen des Kakaoanbaus, besonders in Westafrika, ist es üblich, dass Kinder auf den Kakaoplantagen arbeiten. Der Grund dafür ist simpel: Die dortigen Bauern sind wirtschaftlich auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen. Bereits eine Studie aus dem Jahr 2002 stellte fest, dass allein an der Elfenbeinküste 12.000 Kinder ohne familiäre Bindung auf fremden Kakaofarmen arbeiten und bei ihrer Arbeit mit giftigen Pestiziden in Berührung kommen. Im Jahr 2014 belegte eine Studie der Tulane University, dass die Zahl der Kinder, die auf Kakaoplantagen arbeitet, seit 2008 sogar steigt.

Nach Bekanntwerden in den Medien wurden seit 2002 viele Projekte ins Leben gerufen, welche die Bedingungen in den Anbauländern verbessern sollen. Zum Beispiel gründeten sich Organisationen, wie UTZ Certified, Rainforest Alliance, FairTrade, GEPA oder die GIZ. Letztere schult in den Anbauländern die Bauern und gibt Hilfestellung, die vorher genannten Zertifizierungen zu erreichen. Einige große Schokoladenunternehmen beziehen mittlerweile Kakao aus fairem und ökologischem Anbau. Allerdings trägt nicht nur die Schokoladenindustrie eine Verantwortung, sondern auch der Verbraucher selbst. Nutzen auch Sie Ihre Fähigkeit, den Markt zu verändern. Sie haben die Möglichkeit, nachzufragen und sich für eine gute Schokolade aus fairem Anbau zu entscheiden. Vielleicht wählen Sie einfach bei Ihrem nächsten Einkauf eine Schokolade mit einem der oben genannten Siegel. Denn eine steigende Nachfrage nach ökologischer und sozial verträglicher Schokolade kann dafür sorgen, dass sich die Bedingungen in den Anbauländern verbessern.

Welche Schokolade kaufen Sie am liebsten? Und löst der Schokoladen-Genuss auch bei Ihnen ein Glücksgefühl aus? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook oder Twitter!