Das Jahr 2016 stand im Zeichen von Sojabohne, Kichererbse und Co. Denn die Vereinten Nationen läuteten damals das Internationale Jahr der Hülsenfrüchte ein. Nicht ohne Grund – denn Hülsenfrüchte haben so einige Pluspunkte, denen wir mehr Beachtung schenken sollten. Wir schauen uns heute einen ihrer vielen Vertreter – die Kichererbse – etwas genauer an.
Eine schlechte Nachricht zuerst: Kichererbsen werden hierzulande kaum kultiviert – es ist ihr einfach nicht warm und sonnig genug. Machen wir uns nichts daraus, zum Glück können wir die gelblich-beigen Hülsenfrüchten heutzutage trotzdem in nahezu jedem Supermarkt kaufen. Meist stammen sie aus dem Mittelmeerraum – Spanien, der Türkei oder Nordafrika – manchmal auch aus Indien oder Pakistan.
Der Ursprung der Kichererbse
Vor mehr als zehntausend Jahren wurde die Kichererbse bereits vom Menschen als Kulturpflanze genutzt – ihr Ursprung findet sich vermutlich in Asien. Ihren Weg nach Deutschland fand sie erst viele Jahrhunderte später. Wie auch die Linse, Sojabohne oder heimische Pflanzen wie die Ackerbohne, gehört die Kichererbse zur Familie der Hülsenfrüchtler und ist ein Schmetterlingsblütler.
Ihre lateinische Bezeichnung lautet Cicer arietinum – daraus leitet sich vermutlich auch ihr deutscher Name ab: Man vermutet eine sprachliche Verwandtschaft mit dem hebräischen „kikar“, was so viel wie rundlich bedeutet – von da aus ist es nicht mehr weit zur Kichererbse. Mit „kichern“ hat die Kichererbse also nichts zu tun.
Wir kennen hierzulande vor allem helle, verhältnismäßig große Kichererbsen. Aber die Sortenvielfalt der Kichererbse reicht darüber weit hinaus. Es gibt nämlich z. B. auch schwarze Kichererbsen, die hauptsächlich in Indien angebaut werden.
Was ist besser – Kichererbsen aus der Dose oder getrocknet?
Kichererbsen sind toll zur Vorratshaltung – ob getrocknet oder gekocht und dann im Glas oder in der Dose konserviert. Beide Varianten sind sehr lange haltbar und deshalb ein must-have in der Vorratskammer. Aber: Je älter die getrockneten Samen sind, desto länger dauert es, bis sie gar sind. Die getrockneten Kichererbsen müssen zunächst eingeweicht werden – am besten über Nacht – und dann bis zu drei Stunden weichgekocht werden. Mit anderen Worten, beim Thema Zeitsparen liegt die Konservenkichererbse meilenweit vorne. Glas auf, Kichererbsen in den Topf und fertig.
Giftige Kichererbsen?
Haben Sie schon einmal davon gehört, dass Kichererbsen giftig seien? Der Hintergrund ist, dass viele Hülsenfrüchte toxische Substanzen enthalten, z. B. sogenannte Lektine. Diese werden jedoch unter Hitzeeinfluss denaturiert, was bedeutet, dass die Proteinstrukturen der Lektine zerstört werden. Die Toxine stellen somit keine Gefahr mehr da, wenn die Hülsenfrüchte gekocht wurden. Da wir Kichererbsen ohnehin nur gekocht zu uns nehmen, müssen wir uns um Vergiftungen also keine Gedanken machen.
Nicht giftig, aber unangenehm, können für uns unverdauliche Kohlenhydrate in Kichererbse und Co. werden. Diese wasserlöslichen Kohlenhydrate sammeln sich teilweise im Einweichwasser bzw. der Konservenflüssigkeit – deshalb sollte man dieses Wasser auch wegschütten. Denn die für unseren Körper unverdaulichen Kohlenhydrate werden im Darm von Bakterien zersetzt – was mit Gasbildung einhergeht und somit zu Bauchschmerzen und Blähungen führen kann.
Dass Kichererbsen beim Waschen und Kochen schäumen liegt übrigens an den enthaltenen Saponinen. Im Wasser schäumen die Saponine wie Seife (lat. sapo = Seife) auf – daher auch ihr Name.
Was koche ich heute? Kichererbsen!
Kichererbsen, wie viele andere Hülsenfrüchte auch, bestechen besonders durch ihren hohen Eiweißgehalt. Wie fast alle pflanzlichen Eiweißquellen sind jedoch nicht alle essentiellen Aminosäuren enthalten – kein Problem, wenn wir sie mit Getreideprodukten (z. B. Nudeln, Reis oder Mehl) kombinieren. Dann ist nicht nur der absolute Eiweißgehalt hoch, sondern auch die biologische Wertigkeit. Mit anderen Worten: Der Körper kann aus der Nahrung besonders viel Nutzen zur Herstellung körpereigenen Proteins ziehen.
Hinzu kommt, dass Kichererbsen äußerst fettarm sind und damit ideal für die Menschen unter uns, die auf die schlanke Linie achten. Also: Ab an den Kochtopf! Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt – Kichererbsen schmecken in allen Variationen und Kombinationen. Wie wäre es mit dem orientalischen Klassiker Humus? Dazu Kichererbsen mit etwas Olivenöl, Tahin (Sesampaste), etwas Zitronensaft, Knoblauch und Gewürzen pürieren, mit Wasser bis zur gewünschten Konsistenz verdünnen und schon hat man einen leckeren Dip gezaubert.
Ebenfalls aus der orientalischen Küche stammen Falafel: frittierte Kichererbsenbällchen. Kichererbsen mit etwas Knoblauch, Zwiebel, Kräutern (Petersilie darf nicht fehlen!), Chili und etwas Zitronensaft pürieren und die Masse zu kleinen Kugeln formen. Ab in die Fritteuse damit und fertig ist eine köstliche Beilage. Fleisch, Reis, Salat, Suppe – Kichererbsen schmecken zu allem gut.
Zubereitete Gerichte mit Kichererbsen können Sie übrigens problemlos einfrieren oder einige Tage im Kühlschrank aufbewahren.
Wurzelknöllchensymbiose: Hülsenfrüchte in der Landwirtschaft
Eine tolle Eigenschaft von Kichererbsen und ihren Verwandten wollen wir Ihnen nicht vorenthalten: Haben Sie schon einmal von der Wurzelknöllchensymbiose gehört? Die Wurzeln der Hülsenfrüchte sind dazu in der Lage, eine Symbiose (gegenseitige vorteilhafte Beziehung) mit bestimmten Bakterien einzugehen: den Knöllchenbakterien. Diese Bakterien können etwas ganz besonderes, nämlich Stickstoff binden.
Stickstoff ist von großer Wichtigkeit für das erfolgreiche Wachstum von Pflanzen und wird daher in der konventionellen Landwirtschaft häufig in Form von Dünger dem Boden hinzugefügt. In der ökologischen Landwirtschaft hingegen versucht man unter anderem durch den Anbau von Hülsenfrüchten als Zwischenfrüchte auf chemischen Dünger zu verzichten: Denn dann schaffen es die Hülsenfruchtwurzeln gemeinsam mit den Knöllchenbakterien auf natürliche Weise, den Stickstoff aus der Luft zu fixieren und schlussendlich dem Boden zuzufügen, sodass dieser fruchtbarer wird.
Hülsenfrüchte sind also mehr als nur lecker und gesund – sie helfen auch in der Landwirtschaft, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten.
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