Was gibt es schöneres als das erste Mal im Jahr frische Kirschen auf dem Markt zu kaufen? Im Sommer eigentlich nichts, denn Kirschen sind wie Bonbons: Zuckersüß, rund und mit knackiger Schale sind sie der perfekte Snack für heiße Sommertage. Doch die wenigsten wissen, woher Kirschen eigentlich stammen und was sich noch unter ihrer dunkelroten Schale verbirgt. Wir versprechen, wir machen Ihnen noch mehr Lust aufs gute Kirschenessen.
Erst einmal zur Klassifikation: Kirschen gehören zu den Steinobstarten und zählen zur Familie der Rosengewächse. Seit dem 18. Jahrhundert wird bei Kirschsorten zwischen Süß- und Sauerkirschen unterschieden. Doch es gibt noch weitere Untergruppen.
Süßkirschen beispielsweise lassen sich in Knorpelkirschen und Herzkirschen unterteilen. Im Handel allerdings werden Knorpelkirschen wegen ihres festen Fruchtfleisches den weichen Herzkirschen vorgezogen, da diese Transporte und Lagerung besser verkraften.
Kirschen haben Steine, wie die Bezeichnung Steinobst schon erkennen lässt. Der Unterschied zwischen Steinobst und Kernobst besteht darin, dass sich im Inneren des Steinobstes ein harter und steinartiger Kern befindet, bei Kernobst hingegen viele kleine und weniger harte Kerne. Kirschen wachsen nicht ohne Stein, dafür gibt es allerdings praktische Entsteiner, die uns den Kirschgenuss noch einfacher machen.
Herkunft der Kirsche
Die meisten würden vermuten, dass die Kirsche eine heimische, deutsche Obstsorte darstellt. Tatsächlich stammen die Früchte aber aus dem westasiatischen Raum. Erste Kultursorten gab es am Schwarzen Meer schon im vierten Jahrhundert vor Christus. Aufgrund ihrer großen Beliebtheit werden sie mittlerweile weltweit in den gemäßigten Klimazonen angebaut. Große Produzenten von Süßkirschen sind unter anderem die Länder Türkei, USA, Iran, und Ukraine. In Deutschland ist Baden-Württemberg Vorreiter in Sachen Kirschanbau: Das Bundesland stellt gut die Hälfte der deutschen Produktion. Die Kirschsaison beginnt Mitte Mai und reicht bis in den Oktober.
Sauerkirschen dagegen spielen als Frischware auf dem deutschen Markt quasi keine Rolle. 95 Prozent der Erzeugung werden zu Konserven oder Saft verarbeitet.
Was sind Schattenmorellen?
Wer gerne Kirschen aus dem Glas kauft, der kauft häufig Schattenmorellen. Schattenmorellen sind Sauerkirschen mit einer glänzend roten oder schwarzroten Farbe. Wie viele Sauerkirscharten sind Schattenmorellen nicht zum Rohverzehr geeignet. Aber woran liegt es eigentlich, dass wir die Sauerkirschen nicht roh essen? Keinesfalls liegt es daran, dass Sauerkirschen im rohen Zustand giftig sind. Vielmehr ist es der hohe Säuregehalt, der uns das Gesicht verziehen lässt. Fruchtzuckergehalt und Mineralstoffe sind bei Süß- und Sauerkirschen sogar etwa gleich ausgeprägt. Wenn Sie doch mal frische Sauerkirschen im Handel entdecken, dann scheuen Sie sich nicht, diese selbst zu verarbeiten. Neben dem Einlegen in Alkohol oder in Zuckersirup eignen sich die sauren Früchte auch hervorragend für Marmeladen und Kaltschalen.
Lagerung von Kirschen
Süßkirschen werden erst im vollausgereiften Zustand geerntet. Nach der Ernte reifen Kirschen nicht nach, man bezeichnet sie deswegen als nicht-klimakterische Früchte. Werden die Kirschen zu früh gepflückt, können sie nicht mehr ihre typischen Eigenschaften, wie Aroma oder Textur, ausbilden. Sie verderben sehr schnell und sind druckempfindlich – einmal gepflückt gelangen Kirschen deshalb umgehend in den Handel. Des Weiteren verlieren die roten Früchte rasch Wasser und werden schrumpelig. Es empfiehlt sich deshalb, Kirschen nach dem Kauf schnell zu verzehren oder zu verarbeiten.
Um eine maximale Frische zu erreichen, haben wir hier einige Tipps und Kniffe für Sie: Wichtig ist, dass Sie die Früchte trocken lagern, um Schimmelbildung vorzubeugen. Am besten waschen Sie die Kirschen erst unmittelbar vor dem Verzehr, um gegebenenfalls vorhandene Keime nicht zu verteilen. Der Stiel sollte ebenfalls erst nach dem Waschen entfernt werden, da die Früchte sonst ihren Saft verlieren können. Außerdem können so Keime in das Fruchtfleisch eindringen, was einen schnellen Verderb begünstigt.
Am wohlsten fühlen sich Ihre gekauften Kirschen in Ihrem Kühlschrank. Durch die kühlen Temperaturen wird die Haltbarkeit der Früchte deutlich verlängert: Die Fäulnisanfälligkeit und der mikrobielle Verderb laufen hier langsamer ab. Im Gemüsefach des Kühlschranks halten sie sich, je nach Frischezustand, vier bis sieben Tage. Im BioFresh sogar noch länger. Beachten Sie dabei, dass frische Sauerkirschen weniger lange haltbar sind als Süßkirschen.
Süßkirschen schmecken roh am besten, wenn sie Raumtemperatur angenommen haben. Probieren Sie die knackigen Früchte in Obstsalaten, Kuchen oder Desserts. Sauerkirschen sind dagegen besonders gekocht oder gebacken ein Genuss.
„Mit dem ist nicht gut Kirschen essen“
Die Redewendung ist vielen bekannt und bezeichnet eine Person, die ungemütlich oder unangenehm ist. Ihren Ursprung hat der Spruch im Mittelalter, als Kirschen noch eine Rarität waren. Nur Wohlhabende konnten sich die luxuriöse Frucht leisten. Zur damaligen Zeit war es wohl üblich, sich zum gemeinsamen Kirschenessen zu treffen, was auch die weniger reichen Leute anzog. Sie versuchten sich unter die Menge zu mischen und wurden häufig durch die Wohlhabenden entlarvt und vehement mit Kirschkernen bespuckt. Mit ihnen war also nicht gut Kirschen essen, was zu der bekannten Redewendung führte.
Sind Kirschen gesund?
Kirschen sind nicht nur sehr schmackhaft, sondern enthalten auch jede Menge Mineralstoffe. Besonders hervorzuheben sind hier Kalium, Calcium und Eisen. Des Weiteren enthalten die roten, knackigen und saftigen Früchte auch viel Vitamin C und nahezu alle Vitamine der B-Gruppe.
Besondere Inhaltsstoffe der Kirsche sind außerdem die Anthocyane. Es handelt sich dabei um sekundäre Pflanzenstoffe, die verantwortlich für die rote Schalenfarbe der Kirschen sind. Man findet sie deswegen besonders in dunklen Sorten. Anthocyanen werden unterschiedliche positive Wirkungen im menschlichen Körper nachgesagt, wie ihre antientzündlichen und antioxidativen Eigenschaften.
Man darf allerdings nicht vergessen, dass auch Fruchtzucker ein hervorzuhebender Inhaltstoff bei Kirschen ist – deswegen bringt die Kirsche dann doch einiges an Kalorien mit sich. Aber keine Sorge – gesünder als ein Eis am heißen Sommertag sind sie dabei trotzdem noch allemal.
Bauchschmerzen nach dem Kirschgenuss
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Kirschen Bauchschmerzen verursachen können, oder dass zu Kirschen niemals Wasser getrunken werden darf. Fakt ist: Wissenschaftliche Belege fehlen zu den Sachverhalten gänzlich. Der Mythos mit dem Wasser könnte aus Zeiten stammen, in denen Trinkwasser häufig mit Keimen kontaminiert war. Ein Grund für leichte Bauschmerzen nach dem Kirschgenuss könnte mit dem hohen Fruchtzuckergehalt zusammenhängen. Viele Personen können Fruchtzucker nur unzureichend im Dünndarm aufnehmen, im Dickdarm wird deswegen der verbleibende Fruchtzucker durch Bakterien zersetzt, was zu einer Gasbildung führt, die Bauchschmerzen entstehen lässt. Wie bei anderen Lebensmitteln auch, empfiehlt es sich, auf ein gesundes Maß beim Genuss zu achten. Hören Sie auf Ihren Körper und essen Sie bewusst nicht zu viele Kirschen auf einmal.
Können Kirschen platzen?
Besonders Süßkirschen erscheinen manchmal so fest und knackig, dass man sich fragt, warum die Früchte am Baum nicht platzen. Tatsächlich tritt dieses Phänomen auf, allerdings nur dann, wenn die Kirschen auch wirklich kurz vor der Ernte stehen. Ein Platzregen kann dann schon mal zum Schreck des Landwirts werden.
Die feste Haut der Kirschen schützt die Frucht vor Pilzen und Keimen und lässt Wasser und andere Stoffe nur begrenzt aus dem Fruchtinneren nach außen entweichen. Am Anfang der Fruchtbildung ist die Schale noch sehr dick, bis die Kirsche wächst und wächst und nur noch eine knackig, dünne Schale verbleibt. Bei einem Platzregen kann es nun dazu kommen, dass Wasser durch kleine Risse in der Schale ins Innere der Frucht eindringt. Dadurch kann es zu einem Vorgang kommen, der sich Osmose nennt: Die Konzentration des Fruchtzuckers ist im Inneren der Kirsche logischerweise viel höher, als auf der Außenseite. Um das Konzentrationsgefälle auszugleichen, strömt das Wasser in das Innere, da die Zuckermoleküle nicht austreten können. Die Kirsche nimmt viel Wasser auf, so dass es passieren kann, dass die Frucht platzt.
Der Kirschbaum – ein herrlicher Blütenbaum
Die Kirschblüte erfolgt im April und Mai und lässt den Kirschbaum in einem hellen Weiß erstrahlen. Damit Ihr Kirschbaum Sie mit einer reichen Ernte belohnt, ist es wie bei vielen Obstsorten von großer Bedeutung auf den richtigen Baumschnitt zu achten. Kirschbäume sind recht pflegeleicht, wenn Sie einige Tipps beachten. Um zu Reifen brauchen die Kirschen viel Sonne, deswegen reifen Sie im Inneren Teil der Krone weniger gut aus, wenn es dort zu dunkel ist. Entfernen Sie deswegen regelmäßig die älteren Partien des Baumes und belassen Sie günstig stehende, junge Triebe. Somit können Sie eine reiche Kirschernte erwarten!
Haben Sie einen eigenen Kirschbaum im Garten? Wie essen Sie am liebsten Kirschen? Verraten Sie uns Ihre Lieblingsrezepte in den Kommentaren oder teilen Sie diesen Artikel gern auf Facebook oder Twitter.