Außerhalb des Kühlschranks wird Milch bekanntlich schnell sauer und verdirbt. Es besteht der Mythos, dass Milch auch durch Gewitter schlecht wird. Doch was hat Milch denn mit einem Gewitter zu tun? Wir verraten Ihnen: so groß und gewaltig das Naturereignis auch ist, so nichtig ist hingegen der direkte Zusammenhang zum Milchverderb. Dennoch hat der Mythos nicht vollkommen Unrecht.

Milch gilt generell als schnell verderbliches Lebensmittel. Der Grund: Der hohe Eiweiß- und Wassergehalt ist ein willkommener Nährboden für Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Diese vermehren sich besonders schnell bei wärmeren Temperaturen. Deshalb sollten Milchprodukte möglichst ohne längere Unterbrechung im Kühlschrank bei Temperaturen unter 8 °C aufbewahrt und rasch verbraucht werden. Das ist immer wichtig – unabhängig davon ob es draußen gewittert oder nicht.

Sauer – nicht lustig

Heutzutage wird unsere Milch im Herstellungsprozess schon gut gegen Verderbsprozesse gewappnet. Zum Einsatz kommen dabei verschiedene Verfahren. Dazu zählen Pasteurisierung, Sterilisation und die Ultrahocherhitzung. Je intensiver die Hitzeeinwirkung, desto mehr Keime sterben. Folglich verlängert sich die Haltbarkeit der Produkte, worunter allerdings der Vitamingehalt leidet. Frisch- und sogenannte ESL- Milch („Extended Shelf Life“, also verlängerte Haltbarkeit dank Temperaturbehandlung und Mikrofiltration – diese Milch ist die „Standardmilch“ im Kühlregal) sollten ohne längere Unterbrechungen im Kühlschrank gelagert werden, H-Milch ebenfalls nach dem Öffnen. Mehr Informationen hierzu finden Sie auch in diesem Beitrag.

Sauer werden vor allem die Sorten, die lediglich pasteurisiert wurden, also Frischmilch und ESL-Milch. Hier schlummern einige harmlose Milchsäurebakterien, die sich vermehren und Milchzucker in Milchsäure umwandeln können. Wenn Milchsäure entsteht, sinkt als Folge der pH-Wert der Milch und ein saurer, verdorbener Geschmack ist die Folge. Im Falle der Milchsäurebakterien ist dies harmlos. Ist die Milch hingegen schon länger geöffnet, können sich auch andere, von außen eingetragene Mikroorganismen vermehrt haben, die unter Umständen krankheitserregend sind.

Milch

Milchsäurebakterien sind besonders aktiv und fleißig, wenn die Milch warm wird.

Milchsäurebakterien sind besonders aktiv und fleißig, wenn die Milch warm wird. Dann kann innerhalb kurzer Zeit viel Milchsäure entstehen und wir können der Milch quasi beim „Umkippen“ zuschauen. Diese Erfahrungen haben unsere Vorfahren vor allem im Sommer, an schwülen, heißen Tagen machen müssen – ohne Kühlschrank, der die Milch vor Wärmeeinfluss hätte schützen können.

Milchverderb und Gewitter: zwei Phänomene, eine Ursache

Aus dieser vergangenen Zeit stammt auch unser Mythos. Schwüle, heiße Sommertage und warme Milch: Dies ist die wahre Ursache für den Milchverderb. Woher kommt also der Bezug zu Gewittern? So wie das feucht-warme Wetter für den Milchverderb ursächlich ist, ist es auch typisch für die Entstehung von Gewittern. Das Himmelsspektakel entsteht, wenn aufgrund intensiver Sonneneinstrahlung massenhaft feuchte und warme Luft aufsteigt. Sich reibende Wassertropfen bauen dann große Spannung auf.

Unten warme Milch, oben eine mächtige Gewitterwolke: die große Spannung in der Wolke entlädt sich in Blitz und Donner. Hierbei ist der Donner die Folge des Blitzes. Dieser glühend heiße Spannungsabbau dehnt die Luft um sich herum mit einem Schlag bzw. Knall aus – für die Menschen früher eine unerklärlich große Macht. Diese Macht schien mit Sicherheit auch in der Lage, für den Milchverderb verantwortlich zu sein. Doch wie wir jetzt wissen haben das Phänomen des Milchverderbs und das Phänomen des Gewitters lediglich die gleiche Ursache und damit nur eine zeitliche Überschneidung.

Es gibt auch eine Theorie, die elektromagnetische Impulse des Gewitters für den Verderb verantwortlich macht und damit einen direkten Zusammenhang herstellt. Solch eine Vermutung wäre natürlich eine klare Bestätigung des Mythos. Hier fehlen allerdings jegliche wissenschaftliche Belege, weshalb derzeit nicht von einem Zusammenhang ausgegangen werden kann.