Enthält Sulfite: Auf fast jedem Weinetikett findet sich diese Kennzeichnung. Doch was auf den ersten Blick wie eine Warnung vor schädlichen chemischen Inhaltstoffen klingt, ist in Wahrheit ein Hinweis auf ein uraltes, völlig selbstverständliches Hilfsmittel bei der Weinbereitung und – völlig unbedenklich.
Es kann schon etwas verwirren: Da denkt man, Wein sei ein ausschließlich aus Trauben und deren Saft hergestelltes Naturprodukt (die rechtliche Definition lautet übrigens in schönstem Gesetzesdeutsch: „Wein ist das Erzeugnis, das ausschließlich durch vollständige oder teilweise Gärung der frischen, auch eingemaischten Weintrauben oder des Traubenmostes gewonnen wird“), und dann entdeckt man auf dem Etikett den seltsamen Hinweis „enthält Sulfite“. Also doch Chemie im Wein?
Sulfite: Kein Sorge! Alles halb so wild
Tatsächlich ist es bis auf ganz wenige Ausnahmen völlig üblich, während der Weinbereitung dem edlen Getränk winzige Mengen von Schwefel als Konservierungsmittel beizufügen, welche dann als Sulfite auf dem Etikett angegeben werden müssen. Dies geschieht, um den Wein vor frühzeitigen Verderb zu schützen und die Frucht im Aroma zu bewahren. Einerseits verhindert das Element Schwefel nämlich die Oxidation, es schützt also den Wein vor schädlichem Einfluss des Sauerstoffs, andererseits hemmt es das Wachstum von unerwünschten Mikroben und Hefen, die ansonsten die Gefahr mit sich bringen würden, den feinen Tropfen in kurzer Zeit in ungenießbaren Essig zu verwandeln. Dabei ist dieser Einsatz einer kleinen Schwefelmenge keinesfalls eine Erfindung unserer modernen, technisierten Zeit, sondern ist in der Weinbereitung schon seit Jahrhunderten üblich und wurde sogar schon in der Antike von den Griechen und Römern praktiziert.
Doch auch wenn der Schwefel während der Erzeugung eines guten Weins so gut wie unersetzlich ist, so fragt sich mancher Weinfreund dennoch besorgt, ob er nicht vielleicht der Bekömmlichkeit und somit der Gesundheit abträglich sein könnte. Auch hier kann man beruhigt sein. Denn einerseits geht jeder seriöse Winzer mit größtmöglicher Zurückhaltung an die Schwefelgabe heran. Denn neben der unverzichtbaren, positiven Wirkung auf den Wein hat Schwefel nämlich leider auch den Nachteil, dass er in zu hohen Dosen das Bukett des Weines unterdrückt und im Duft unangenehm hervorstechen kann. Zum anderen sind die in der EU zugelassen Schwefelmengen sehr genau begrenzt. So darf beispielsweise ein trockener Rotwein maximal nur 150 mg je Liter enthalten, in der Praxis werden diese Höchstgrenzen aber in der Regel bei weitem unterschritten.
Schwefel hat keinerlei negativen Einfluss aufs Wohlbefinden und die Bekömmlichkeit
Ein ordentlicher trockener deutscher Riesling enthält üblicherweise so um die 80 mg je Liter, wobei davon meist nur rund die Hälfte als freier, also aktiver Schwefel vorliegt. Außer im sehr seltenen Fall einer Schwefelallergie kann man daher davon ausgehen, dass der in der Weinbereitung verwendete Schwefel keinerlei negativen Einfluss auf Wohlbefinden und Bekömmlichkeit hat. Der berühmte britische Weinautor Hugh Johnson hat es einmal auf den Punkt gebracht, als er schrieb, dass wer glaubt vom Schwefel im Wein Kopfschmerzen zu bekommen, dringend unter strenge ärztliche Diät gestellt werden müsse. Denn zahlreiche andere Lebensmittel des täglichen Konsums werden mit Schwefelmengen behandelt, die die des Weines um ein vielfaches übersteigen. Im Vergleich dazu erscheinen die maximal zugelassenen 150 mg Schwefel je Liter beim Rotwein geradezu vernachlässigbar: So dürfen beispielweise Kartoffeltrockenerzeugnisse (wie Kartoffelpüreeflocken) 400 mg je kg enthalten, ungeschälte Nüsse bis zu 500 mg und getrocknete Aprikosen sogar bis zu 2000 mg.
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