Noch vor wenigen Jahren war Gin eine Standard-Spirituose, meist viel eher als Produktkategorie wahrgenommen denn als individuelles Produkt. Doch wo man früher schlicht einen Gin & Tonic bestellt hat, wird man heute immer häufiger nach der persönlich bevorzugten Marke oder Geschmacksrichtung gefragt.

Gin

Der anhaltende Gin-Boom ist nicht nur deshalb besonders erstaunlich, weil diese Spirituosen so gut wie nie pur getrunken, sondern fast immer in Cocktails oder Longdrinks verarbeitet werden. Hinzu kommt, dass die große Vielfalt und die zahlreichen neuen Marken auf dem Markt nicht gerade dazu beitragen den Überblick zu behalten.

Wo liegen die Wurzeln des Gin?

Die Ursprünge des Gin gehen auf den niederländischen Genever (zu Deutsch: Wacholder) zurück, einem mit der namens- und geschmacksgebenden Zutat aromatisiertem Getreidebrand, der dort bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts bekannt war. Zum typisch britischen Getränk, wie man es heute kennt, wurde der Gin dann wahrscheinlich durch englische Soldaten, die im Achtzigjährigen Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden gekämpft, dort diese Spirituose kennengelernt und schließlich mit zurück in die Heimat gebracht hatten. Aus dem niederländischen Genever wurde in der englischen Aussprache dann mit der Zeit der Namen Gin, und dieser verbreitete sich rasch und mit großer Beliebtheit im weltumspannenden britischen Empire.

Wacholder als aromatische Basis des Gins

Doch auch wenn es heute eine kaum mehr zu überschauenden Vielzahl an Marken und Geschmackrichtungen gilt, so blieb der Wacholder als aromatische Basis des Gins stets erhalten. Tatsächlich gibt es sogar eine EU-rechtliche Definition, die dies garantiert und festschreibt, was man unter dem Begriff Gin zu verstehen hat. Die EG Verordnung Nr. 110/2008 definiert Gin als „eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, der entsprechende sensorische Eigenschaften aufweist, mit Wacholderbeeren (Juniperus communis L.) gewonnen wird.“

Unterschiede zwischen Dry Gin und London Dry Gin

Der heute bekannteste Stil innerhalb dieser Spirituosenart ist der Dry Gin bzw. der London Dry Gin. Wie bei fast allen Gins kommen auch hier neben dem Wacholder weitere so genannte Botanicals zur Aromatisierung zum Einsatz, also pflanzliche Zutaten wie Koriander, Ingwer, Kardamom, Orangen- und Zitronenschalen oder Blüten. Dry Gin und London Dry Gin haben aber dennoch klassischerweise ein ausgeprägt dominates Wacholder-Aroma und werden nicht gesüßt. Während jedoch beim Dry Gin auch die Zugabe von nicht-pflanzlichen Stoffen, d.h. Aromen und naturidentische Aromastoffen möglich ist, sind diese beim London Dry Gin nicht zulässig.

Plymouth Gin und Old Tom Gin

Eine weitere typisch englische Gin-Art ist der Plymouth Gin, der anders als der London Gin tatsächlich aus der namensgebenden Hafenstadt in Südengland kommen muss. Der Plymouth Gin galt traditionell als das Getränk der englischen Marine und weist im Gegensatz zum London Gin ein etwas zurückhaltenderes Wacholder-Aroma auf, das von erdig-würzigen Noten begleitet wird.
Eine heute hingegen nur noch selten anzutreffen Variante ist darüber hinaus der Old Tom Gin. Mit seiner deutlich schmeckbaren Süße kommt er der eigentlichen Urform des Gins aus dem 18. Jahrhunderts am nächsten, als der damals doch wohl recht raue und scharfe Schnaps mit Zucker trinkbar gemacht wurde. Old Tom Gins werde heute vor allem noch zur Zubereitung bestimmter Cocktails verwendet, allen voran dem bekannten Tom Collins.

Bei New Western Style kommen exotische Zutaten zum Einsatz

Die Gin-Art, unter der in letzter Zeit sicherlich die meisten neuen Marken kreiert worden, wird unter dem Begriff New Western Style zusammengefasst. Vor allem außerhalb von England, also insbesondere in Frankreich und den USA, neuerdings aber auch in Deutschland, entstanden immer mehr Vertreter dieser moderneren Geschmacksrichtung, bei der der urtümliche Wacholder meist stärker in den Hintergrund tritt und phantasievolle und nicht selten auch exotische Zutaten wie Lavendel, Holunderblüten, Lakritze, Mandarinen oder Gurken zusätzlich verwendet werden.

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