In den USA wird Weihnachten, wie sovieles, durch die Größe und multikulturelle Prägung des Landes, in vielen verschiedenen Versionen gefeiert. Aus Platz- und Zeitgründen sei hier die traditionell bekannteste Form genannt. Traditionell beginnt die Vorfreude auf Weihnachten am Tag nach Thanksgiving. Der Weihnachtsbaum wird aufgestellt und in vielen Nachbarschaften liefern sich Familien einen regelrechten Konkurrenzkampf, was die Schmückung ihrer Häuser und Gärten angeht.

Der Black Friday und Cyber Monday sind die umsatzstärksten Tage im Einzelhandel in den USA, viele Geschäfte öffnen ihre Türen bereits am Nachmittag von Thanksgiving und locken mit den „Doorbusters“, Sonderangebote begehrter Weihnachtsgeschenke in geringer Stückzahl.

Weihnachtsmärkte wie in Deutschland gibt es in Städten mit einem historischen deutschen oder österreichischen Immigrationshintergrund, etwa in Cincinnati im Bundesstaat Ohio oder Bethlehem in Pennsylvania. Der größte dieser „Christkindlmarkets“ wird von der German American Chamber of Commerce in Chicago, Illinois organisiert. Er gehört mit 1 Million jährlichen Besuchern zu den Touristenattraktionen der Stadt.

Christliche Familien besuchen einen Weihnachtsgottesdiest. Je nach Familiensituation und –tradition wird entweder ein Gottesdienst am späten Nachmittag des 24. Dezembers, eine Mitternachtsmesse oder ein Gottesdienst am Morgen des 25. Dezembers besucht.

Der 25. Dezember ist der Weihnachtstag. Früh morgens wacht die Familie auf und versammelt sich vor dem Weihnachtsbaum, um Geschenke zu öffnen. In einigen Familien sind Geschenke auch in überdimensionierten Socken, die traditionell über dem Kamin hängen, in dem ein Feuer brennt. Ist kein Kamin vorhanden, so hilft ein speziell dafür eingerichteter Fernsehkanal mit dem Bild eines Kaminfeuers. Die Geschenke der Eltern bringt ausnahmslos Santa Claus, der mit seinem von fliegenden Rentieren gezogenen Schlitten vom Nordpol um die ganze Welt reist, um braven Kindern Geschenke zu bringen, die seine Mitarbeiter, „Santas Helpers“, am Nordpol in Rekordarbeit „auf Bestellung“ verpackt (früher: hergestellt) haben. Er überquert die gesamten USA irgendwann in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember, nachdem er vorher die ganze Welt bereist hat. Anders als es eine urbane Legende vermuten lässt, wurde er nicht von Coca Cola erfunden, vielmehr geht er auf die Figur des „Sinterklaas“ zurück. Sein heutiges Erscheinungsbild wurde aber sicherlich durch seine Darstellung in Werbekampagnen des Unternehmens geprägt. In der Regel zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr erfahren amerikanische Kinder, dass die Details der Santa Claus Geschichte keinen Sinn machen, aber schon vorher wird offen zwischen Geschenken, die vom Santa Claus kommen und solchen, die Familienmitglieder oder Freunde gemacht haben, unterschieden. Nach den Geschenken wird zusammen gefrühstückt. Hierzu wird der Tisch reich gedeckt und es steht soviel zur Auswahl, dass auf ein Mittagessen in der Regel verzichtet wird. Der Rest des Tages wird entweder im Haus oder draussen mit der Familie verbracht. Zum Abendessen gibt es in einigen Familien erneut ein Festessen wie an Thanksgiving, es gibt zum Beispiel Truthahn oder Schinken, viele Familien verzichten durch die zeitliche Nähe der Feiertage darauf aber auch bewusst.

Ein Muss ist der Film A CHRISTMAS STORY (Fröhliche Weihnachten, 1983), der an Heiligabend oder am Weihnachtstag seit 1997 von einem Kabelsender in einem Zeitraum von 24 Stunden 12 mal ausgestrahlt wird und in Kinos aufgeführt wird. Im Film wünscht sich der 9-jährige Ralphie zu Weihnachten nichts sehnlicher als ein Red Ryder BB Luftgewehr, was sein Umfeld mit der inzwischen zum geflügelten Wort avancierten Warnung, dass er sich ein Auge ausschiessen wird („You’re gonna shoot your eye out!“), quittiert wird. Der Kultstatus des Films ist vergleichbar mit dem von DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL in Deutschland. Ebenfalls ist die alljährliche Wiederholung von A CHARLIE BROWN CHRISTMAS für viele ein fester Bestandteil des Weihnachtsfests.

Am 26. Dezember ist alles vorbei, der 2. Weihnachtsfeiertag spielt in den USA keine Rolle. Er wird dazu genutzt, Geschenkgutscheine einzulösen und ungeliebte Geschenke umzutauschen.
Das jüdische Fest Hannukkah fällt jährlich in einen ähnlichen Zeitraum, dieses Jahr vom Sonnenuntergang am 12. Dezember bis zur Nacht des 20. Dezembers. Dem Umstand, dass viele Amerikaner aus traditionellen oder religiösen Gründen keinen direkten Bezug zum Weihnachtsfest haben wird damit Rechnung getragen, dass in der Regel „Happy Holidays!“ anstatt „Merry Christmas!“ gewünscht wird.

In diesem Sinne Happy Holidays!