Eigentlich weiß es ja jeder: Weißwein serviert man kalt, Rotwein bei Zimmertemperatur. Doch wirklich feinen Weinen wird man mit dieser Vereinfachung nicht gerecht. Warum nicht, das lesen Sie hier.
Für den perfekten Weingenuss kommt es auf einige wichtige Details an. Die korrekte Temperatur beim Servieren hat hier eine ganz besondere Bedeutung. Tatsächlich können gerade bei feinen und edlen Weinen schon wenige Grad Temperaturunterschied einen erheblichen Einfluss auf das Geschmackserlebnis haben. Kenner und Gourmets verfügen daher meist über hochwertige Weinklimaschränke, Weintemperiergeräte oder gar über Weinschränke mit unterschiedlichen Temperaturzonen. Doch welche Temperaturen sollte man hier einstellen? Grundsätzlich gilt: Je leichter, einfacher, jünger und süßer ein Wein ist, desto kühler sollte er üblicherweise serviert werden. Umgekehrt bedeutet dies, dass mit zunehmendem Körper, Komplexität und Reife auch die Temperatur höher sein darf.
Sehr kalt, das bedeutet bei 6° Celsius, werden üblicherweise nur süße Schaumweine, wie beispielweise Moscato d’Asti serviert. Einfachere restsüße Weißweine, wie beispielsweise junge Kabinett-Rieslinge von der Mosel, schmecken bei 7° Celsius am besten. Trockene, nicht zu schwere Weißweine und auch Champagner sollte man bei 8° Celsius ins Glas bringen. Bei kraftvolleren Gewächsen, beispielsweise den großen Weißweinen aus Burgund oder fülligeren Chardonnays aus Kalifornien, darf es dann auch ein bis zwei Grad mehr sein.
Dasselbe gilt für besondere hochwertige Jahrgangschampagner. Auch für Roséwein kann man die Regel anwenden: Für unkomplizierte, fruchtige und gegebenenfalls auch restsüße Weine dieser Art sind 7° Celsius ideal, bei komplexeren und hochwertigeren Gewächse sollten man 1-2 Grad dazurechnen.
Auch Rotwein sollte nicht zu warm serviert werden
Gerade bei leichten, fruchtbetonten Rotweinen wird hingegen häufig der Fehler begangen, diese zu warm zu servieren. Solche Weine, u.a. aus Sorten wie Trollinger, Schwarzriesling oder Portugieser, schmecken oft kellerfrisch, also bei rund 14° Celsius am besten. Spätburgunder – oder Pinot Noir, wie man in Frankreich sagt – werden klassisch bei 16° serviert. Diese Temperatur kann man entsprechend für fast alle mittelgewichtigen Rotweine einstellen. Nur wenn diese, wie beispielweise hochwertige Rotweine aus Burgund, durch Reife zusätzlich an Komplexität und Tiefe gewonnen haben, darf es dann auch 1-2 Grad mehr sein. 18° Celsius ist dann die ideale Temperatur für körperreiche Rotweine mit aufrechter Struktur, also insbesondere Bordeaux, aber auch die großen Italiener wie Barolo oder Brunello di Montalcino.
Bei 19° Celsius fühlen sich die wirklich schweren Weine aus den heißeren Anbaugebieten wie Süditalien, Südfrankreich oder vielen Region Australiens am wohlsten. Wärmer als maximal 19-20 Grad sollten aber auch Rotwein keinesfalls serviert werden. Dann tritt das Feuer des Alkohols zu sehr in der Vordergrund, die Transparenz des Aromas verschwimmt und gerade die für ein wirklich großes Gewächs so typische, weit aufgefächerte Vielschichtigkeit der Aromen fällt in sich zusammen. Die Volkweisheit der Zimmertemperatur für Rotwein kann man also getrost vergessen. Diese ist nämlich Jahrhunderte alt – und stammt damit aus einer Zeit, in der Zimmer maximal 19° Celsius warm wurden und keinesfalls wie heute üblich auf mindestens 22° Celsius beheizt werden.
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