Kaum ein anderes Gewürz verbinden wir so sehr mit der Weihnachtszeit wie Zimt. Als Kinder haben wir uns über Bratäpfel mit Zimtzucker gefreut. Heute darf es auch mal ein herrlich nach Zimt duftender Glückwein sein. Bei Zimtsternen spielt das Alter keine Rolle – da langen sowohl kleine als auch große Schleckermäuler gerne zu. Doch wie häufig dürfen wir eigentlich in die Dose mit den Weihnachtsplätzchen greifen?

Üblicherweise werden die kleinen leckeren Sternchen aus den Zutaten Eiweiß, Mandeln, Puderzucker und natürlich Zimt als Gewürz hergestellt. Durch das aufgeschlagene Eiweiß erhalten Zimtsterne ihre lockere Struktur. Zusätzlich werden sie mit einer Glasur aus süßem Eischnee versehen. Wie der Name schon verrät, ist Zimt ein Hauptgeschmacksgeber der süßen Leckereien. Doch genau der hat es in sich: das Cumarin!

Was ist dran an dem Mythos, dass Zimtsterne giftig sind?

Das Cumarin im Zimt ist der Übeltäter. Dieser natürlicherweise im Zimt vorkommende Aromastoff, kann bei besonders empfindlichen Personen auch schon in kleinen Mengen Leberschäden verursachen. Aus diesem Grund gelten in der Europäischen Union für zimthaltige Lebensmittel seit 2011 neue Höchstgehalte für Cumarin. Für Backwaren, wie Zimtsterne, liegt dieser Wert bei 50 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel. Für eine krebsauslösende Wirkung, die Cumarin ebenfalls nachgesagt wurde, gibt es beim Menschen allerdings keine Hinweise.

Aufgrund des gesundheitlichen Risikos, das vom Cumarin ausgeht, hat das Bundesamt für Risikobewertung eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge abgeleitet. Diese Menge wird in der Literatur häufig als TDI-Wert bezeichnet. Die Abkürzung TDI leitet sich aus dem englischen Begriff „tolerable daily intake“ ab, was so viel bedeutet, wie duldbare tägliche Aufnahmemenge. Wir können diese Menge unser Leben lang täglich aufnehmen, ohne, dass spürbare gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Für Cumarin liegt dieser Wert bei 0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Damit ergibt sich für einen erwachsenen Menschen mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm sich eine duldbare tägliche Aufnahmemenge an Cumarin von sechs Milligramm.

Wie können wir die Aufnahme von Cumarin reduzieren und wo taucht Cumarin in unserer Umgebung noch auf?

Wie viel Cumarin letztlich in unsere Lebensmittel gelangt, ist nicht nur davon abhängig, welche Menge an Zimt wir verwenden, sondern auch von der eingesetzten Sorte. Man unterscheidet dabei zwischen den beiden Sorten Ceylon- und Cassia-Zimt. Letzter enthält dabei deutlich höhere Werte an Cumarin. Falls Sie häufig Zimt verwenden, sollten Sie daher lieber den cumarinarmen Ceylon-Zimt nutzen. Greifen Sie im Supermarkt auf die Produkte zurück, die explizit ausweisen, um welche Zimtart es sich handelt.

Interessant zu wissen: Cumarin kommt als natürlicher Aromastoff, nicht nur in Zimt vor, sondern auch in anderen Pflanzen wie Waldmeister, Tonka-Bohnen oder Steinkleekraut. In isolierter Form darf Cumarin Lebensmitteln nicht als Aromastoff zugesetzt werden. Dagegen findet es Anwendung im medizinischen Bereich, etwa bei der Behandlung von Ödemen. Synthetisch hergestelltes Cumarin wird beispielsweise auch in Kosmetikprodukten eingesetzt.

Wie häufig dürfen wir denn nun in die Plätzchendose langen?

Die Menge macht das Gift! Wie wir bereits erfahren haben, gilt Paracelsus‘ bekannteste These auch für unsere Weihnachtsklassiker. Wenn wir uns an den geltenden Höchstwerten für Cumarin in verzehrfertigen Lebensmitteln orientieren, sollten Kleinkinder mit einem Körpergewicht von 15 Kilogramm eine Anzahl von ca. 6 kleinen Zimtsternen täglich nicht überschreiten. Erwachsene können häufiger in die Dose mit den Plätzchen greifen. Bei einem Körpergewicht von 60 Kilogramm gilt eine Anzahl von 24 Sternchen am Tag als unproblematisch.

Übrigens gibt es Entwarnung für alle Weihnachts-Naschkatzen, die nicht genau nachgezählt haben, wie häufig sie aus der Vorratsdose mit den Weihnachtsplätzchen einen Zimtstern geangelt haben. Selbst eine leichte Überschreitung des TDI-Werts für ein bis zwei Wochen wird als unbedenklich angesehen. Nur bei einem Verzehr von viel Cassia-Zimt mit hohen Cumaringehalten über einen längeren Zeitraum ist ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher möglich. Es ist also wegen des Cumaringehalts nicht nötig, jedes einzelne Plätzchen zu wiegen und zu messen, trotzdem sollten Sie aufgrund des Zuckergehalts Maß halten beim Plätzchenverzehr. Ein bewusster Genuss am Adventskranz mit einem guten Tee: Da ist Weihnachtsstimmung auch ohne Reue garantiert!