Experten gehen davon aus, dass weltweit jährlich rund 17 Milliarden Weinflaschen abgefüllt und verschlossen werden. Neben dem traditionellen Korkmaterial und den synthetischen Kunststoffpfropfen sind darunter mit deutlich ansteigender Tendenz auch ein großer Anteil Schraubverschlüsse. Doch welcher Flaschenverschluss ist besser?
Noch vor einigen Jahren war es für viele Weinfreunde unvorstellbar, ihren Lieblingstropfen ohne das lieb gewonnene Ritual des vorsichtigen Herausziehens eines Naturkorkens aus der Flasche zu genießen. Lange Zeit war der eigentlich praktische und bewährte Schraubverschluss somit lediglich für die Flaschen einfacher Konsumweine vorbehalten. Doch der Umkehrschluss hieraus, also dass es den Schraubverschluss nur bei Billigweinen gäbe, ist ein verbreiteter Irrtum. Denn längst gibt eine ganze Reihe durchaus hochwertiger Weine, die „verschraubt” statt „verkorkt” auf den Markt kommen. Insbesondere die Vermeidung des gefürchteten Korkschmeckers, aber auch der Grundgedanke, dass der Wein so ins Glas des Kunden kommen soll, wie der Kellermeister ihn erzeugt hat – also ohne eventuelle Veränderungen durch den Prozess der Abfüllung – ist die Motivation der Winzer für diesen Schritt.
Wie sehr der Schraubverschluss mittlerweile sein Image als Indikator für Billigwein verloren hat, zeigt exemplarisch das renommierte australische Weingut Penfolds. Dessen „RWT“, ein rund 100 Euro teurer Luxustropfen und echter „Kult-Wein“ von „Down Under“ wird seit dem Jahrgang 2004 nun auch hierzulande mit Schraubverschluss angeboten und dürfte damit der bisher wohl exklusivste Wein mit dieser Verschlussform auf dem deutschen Markt sein. Da man aber von solchen Spitzenweinen auch ein entsprechendes Lagerpotential erwarten darf, regen sich hier und da Zweifel, ob mit diesen Schraubverschlussflaschen eine gute Reifeentwicklung noch möglich sei.
Gerne wird dabei das Argument vorgebracht, dass für eine Entwicklung in der Flasche ein minimaler Gasaustausch, quasi ein „Atmen“ durch den Naturkorken, nötig sei, der beim hermetisch schließenden Schraubverschluss nicht gegeben ist. Diese Befürchtung wurde aber mittlerweile mehrfach in wissenschaftlichen Studien widerlegt. So veröffentlichte das renommierte Australian Wine Researche Institute bereits 2001 eine Studie, die die Mär vom negativen Einfluss des Schraubverschlusses auf die Lagerfähigkeit eindeutig widerlegte. Offensichtlich reicht der im Kopfraum der Flasche vorhandene und im Wein selbst gelöste Sauerstoff vollkommen aus, um eine vorteilhafte Reifung zu gewährleisten.
Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:
Sie haben Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns doch! Nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag oder diskutieren Sie mit uns auf Facebook.