Wenn im Herbst die Ernte der Weintrauben beginnt, hört man immer wieder, dass für die Winzer hierbei die Oechslegrade besonders wichtig sind. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Dass die Oechslegrade etwas mit der Qualität des Rebensaftes zu tun haben, ist sicher den meisten Weinliebhabern bewusst. Eigentlich wird den Oechslegraden jedoch zunächst einmal nichts anders ausgedrückt, als das spezifische Gewicht des jeweiligen Traubensaftes. Der dabei verwendete Maßstab ist einfach: jedes Gramm, das ein Liter Most mehr wiegt als ein Liter Wasser, also jedes Gramm mehr als ein Kilogramm, zählt als ein „Grad Oechsle“. Somit hat ein Most von 90 Grad Oechsle ein spezifisches Gewicht von 1090 Gramm je Liter.
Oechselgrade geben Auskunft über die Reife der Trauben
Dieser Wert ist deshalb für die Winzer so wichtig, weil er einem guten Anhaltspunkt für die Reife der Trauben darstellt. Denn reifere Beeren konnten mehr Zucker in ihrem Saft einlagern, und dies macht deren Saft eben nicht nur süßer, sondern auch schwerer. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass hohe Oechslegrade, also ein höherer Zuckergehalt im Most, nicht unbedingt bedeutet, dass dann auch der daraus erzeugte Wein süßer ist, weil während der Gärung dieser Zuckergehalt ja zu Alkohol verwandelt wird. Lediglich bei besonders reifen oder sogar überreifen Trauben mit sehr hohen Oechslegraden, also den berühmten Beerenauslesen oder Trockenbeerenauslesen, kann man immer davon ausgehen, dass hieraus tatsächlich süße Weine gekeltert werden. Denn weil im Most so viel Zucker vorhanden ist, kann die Hefe nur noch einen kleineren Teil davon in Alkohol umwandeln.
Bezeichnung „Oechselgrade“ geht auf einen Apotheker zurück
Benannt wurden die Oechlsegrade nach dem Pforzheimer Apotheker Christian Ferdinand Oechsle, der in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ein einfaches Messgerät entwickelte, um das spezifische Gewicht, also die Dichte einer Flüssigkeit zu bestimmen. Dies war eine Spindel, die mit einem Gewicht beschwert in der zu messenden Flüssigkeit schwimmt und je nach der Tiefe des Eintauchens deren spezifische Dichte anzeigt. Heutzutage benutzen die Winzer hingegen ein optisches Messgerät, den so genannten Refraktometer, bei dem an Hand der Lichtberechnung des Mostes die Oechslegrade ermittelt werden. Die Bezeichnung Oechlsegrade ist jedoch nur in Deutschland üblich. In Frankreich beispielweise rechnet man in „Baumé“ Graden, in Amerika mit „Brix“ und in Österreich nach der „Klosterneuburger Mostwaage“. Doch allen diesen Werten liegt das gleiche Prinzip der Messung des Zuckergehalts eines Mostes aufgrund seines spezifischen Gewichts zugrunde.
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