Wissen Sie, wie man im Vereinigten Königreich Weihnachten feiert? Viele Weihnachtstraditionen in Großbritannien wurden aus anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland oder den USA übernommen. Trotzdem sind sie ein Teil des Landes und über die Zeit haben sich eigene, einzigartige Bräuche entwickelt.
Weihnachtsbaum- & lichter
In Großbritannien beginnt Weihnachten für viele mit dem Einschalten der festlichen Beleuchtung in Städten und Dörfern. Diese Tradition kann schon in der ersten Novemberwoche beginnen, sehr zum Leitwesen manch weniger Weihnachtsbegeisterter.
Diskussionen, wann der Weihnachtsbaum und die Dekoration aufgestellt werden sollen, gibt es jedes Jahr wieder. Viele plädieren hier für den ersten Advent, andere warten gar bis zum Weihnachtsabend. Doch egal wann, am Ende wird jedes Familienmitglied in die Tradition des Dekorierens eingebunden. Als Abschluss darf häufig das jüngste Familienmitglied zur Belohnung eine Fee oder einen Stern auf die Spitze des Christbaums setzen.
Die Mehrheit der Briten entfernt die Dekoration zwischen dem zweiten Weihnachtsfeiertag und der ersten Januarwoche wieder. Manche halten auch an der Tradition fest und nehmen sie erst am Tag der Offenbarung (12. Tag nach Weihnachten) ab.
Geschenke
Adventskalender, die ihren Ursprung in Deutschland haben, sind im ganzen Land präsent und in den letzten Jahren immer größer und teurer geworden. Hinter dem 24. Türchen verbergen sich Geschenke, welche die Wartezeit bis zum 25. Dezember, dem Weihnachtstag, verkürzen sollen.
An Schulen oder in Kirchen werden zur Weihnachtszeit auch häufig Theaterstücke aufgeführt, welche die religiöse Weihnachtsgeschichte thematisieren. Die Kinder proben ihre Rolle schon Wochen im Voraus und die Erwachsenen erinnern sich häufig noch an die Rolle die sie als Kind spielen durften (oder mussten).
Über die Zeit hat sich in Großbritannien die Legende entwickelt, dass der Weihnachtsmann oder Santa Claus die Geschenke mit seinem von Rentieren gezogenen Schlitten auf der ganzen Welt verteilt – genauso wie in den USA. Die Geschichte des St. Nicholas stammt jedoch aus Asien, wohingegen die Rentiere vor vielen Jahren von den Amerikanern zur Geschichte hinzugefügt wurden. Um kleineren Kindern zu beweisen, dass Santa tatsächlich in der Nacht Geschenke gebracht hat, lassen Eltern manchmal einen angegessenen Kuchen oder ein halb getrunkenes Glas Milch in der Küche stehen.
Geschenke werden für gewöhnlich am Morgen oder Nachmittag des 25. Dezember geöffnet. Begonnen wird mit kleineren Geschenken, die sich für Kinder in aufgehängten Socken befinden. Manche Familien öffnen die Geschenke sogar erst am Abend oder warten sogar bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag. Häufig werden nicht alle Geschenke auf einmal geöffnet, sondern in den Tagen bis Neujahr oder auch beim Besuch von Verwandten.
Weihnachtslieder, Musik & Partys
Weihnachtsmusik gehört in Großbritannien zur Kultur. Traditionelle Weihnachtslieder werden in Kirchen bei Weihnachtsgottesdiensten, von Straßenbands, auf Weihnachtsmärkten oder von umherziehenden Sängern gesungen. Seit einigen Jahren wird auch moderne Weihnachtsmusik in den Geschäften, im TV und bei Weihnachtspartys gespielt – oft schon im November.
Die populäre Weihnachtsmusik besteht größtenteils aus Liedern, die um Weihnachten aufgenommen wurden. Begleitet werden diese von kultigen Musikvideos, die dazu beigetragen haben, dass das Phänomen des Weihnachtspullovers („laute“ und grelle Pullover mit weihnachtlichen Motiven und Sprüchen) entstand.
Dickens Weihnachten
Während der viktorianischen Zeit war Weihnachten in Großbritannien eine sehr festliche Zeit, nicht zuletzt unterstützt durch den Schriftsteller Charles Dickens. Dieser veröffentlichte 1843 das Weihnachtslied „A Christmas Carol“ womit die Verbindung zu Weihnachten im Land wieder hergestellt wurde. Durch dieses Lied begann auch der Wunsch nach Schnee an Weihnachten, einer „weißen Weihnacht“, wonach sich viele jedes Jahr sehnen.
Im selben Jahr wurde auch die Weihnachtskarte durch den Englischen Beamten Sir Henry Cole eingeführt. Seitdem verbringen viele jedes Jahr beträchtliche Zeit damit, Weihnachtskarten an Familie und Freunde zu schreiben.
Traditionelle Weihnachtsgetränke
Heißer Glühwein ist das traditionelle Hauptgetränk in der Zeit vor Weihnachten und wird auf Weihnachtsmärkten und in Pubs zum Aufwärmen serviert. Das Trinken von Eggnog ist eine weitere Tradition. Dabei handelt es sich um ein heißes, milchiges und Ale-ähnliches Getränk, das aus dem frühmittelalterlichen England stammt.
“Bucks fizz”(Champagner mit Orangensaft) und Orangensaft haben sich zudem als traditioneller Aperitif vor dem Weihnachtsessen entwickelt. Außerdem wird häufig am Weihnachtstag bei oder sogar vor dem Frühstück ein Glas Champagner getrunken. Weitere beliebte Getränke an den Festtagen sind Rotwein, Brandy, Portwein oder Baileys.
Weihnachtsessen
Christen besuchen für gewöhnlich vormittags einen Gottesdienst in der Kirche. Zudem gibt es einen Gottesdienst am Weihnachtsabend sowie die Mitternachtsmesse.
Im Mittelpunkt des britischen Weihnachtsfests steht für viele aber das Weihnachtsessen, das am 25. Dezember zwischen 12 und 17 Uhr stattfindet. Dieses besteht traditionell aus Truthahn (für gewöhnlich mit Füllung), Bratensoße, “pigs in blankets” (Würstchen umwickelt mit Speck), Yorkshire Pudding (Gebäck aus Mehl, Milch, Eier und Fett, serviert als Beilage), Preiselbeersoße, Bratkartoffeln und Gemüse (traditionell Rosenkohl und geröstete Pastinaken).
Auch die Auswahl an Nachspeisen ist riesig. Am häufigsten sind “Mince Pie” (süßes, gefülltes Gebäck) und „Christmas Pudding“ (enthält unter anderem Nüsse, Trockenfrüchte und Eier), die beide für gewöhnlich mit Vanillepudding serviert werden. „Tunis Cake“ (Rührkuchen mit einer dicken Schokoladenschicht), „Yule Log“ (Schokoladenbuiskuitrolle) und „Christmas Cake“ (vergleichbar mit Früchtebrot) sind auch häufig nach der Hauptspeise auf dem Tisch zu finden.
Nach dem Nachtisch ist es üblich, seinen Gästen eine Käseplatte mit Kräckern oder Brot und eventuell ein Glas Portwein anzubieten.
Die royale Weihnachtsnachricht – bekannt als “The Queens Speech” (dt.: „Die Rede der Königin“) – wird seit 1932 am Weihnachtstag übertragen.
„Boxing Day“ – Der zweite Weihnachtsfeiertag
Dieser Tag kommt ursprünglich aus England und wird häufig mit Besuchen von Verwandten und Freunden verbracht. Warum der Begriff „boxing“ (dt.: „einpacken“ oder „Schachtel“) verwendet wird, ist nicht ganz klar. Eventuell stammt er daher, dass früher die Bediensteten an diesem Tag ihre Geschenke öffnen durften. Heute werden vor allem Geschenke geöffnet („unbox“), die noch vom Vortag übrig sind.
Manche Familien wiederholen das Weihnachtsessen am zweiten Feiertag, die Mehrheit aber verzehrt die Reste des Vortages zusammen mit kaltem Fleisch, Gurken, Käse und Snacks. Dies reicht dann häufig für die kommenden Tage und bietet somit eine verdiente Pause für die Köche.
Neujahrsfeier
Die traditionellen Feiern am Ende des Jahres sind gleichzeitig das Ende der Weihnachtszeit in Großbritannien. Die Mehrheit der Arbeiter geht kurz nach dem Neujahrstag wieder zur Arbeit, manche sogar schon am 2. Januar.
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