Weine, Cocktails und Kaffee sind längst nicht mehr nur wohlschmeckende Getränke, sondern Teil des urbanen Lifestyles. Master Sommelier Frank Kämmer erklärt, was in diesem Jahr besonders trendy und angesagt ist.
Orange Wines
Seit einigen Jahren sorgen die sogenannten Orange Wines für großes Aufsehen in der Weinbranche. Dies sind Weine aus weißen Trauben, bei denen nicht nur wie bei der Weißweinbereitung üblich der ausgepresste Saft, sondern auch die Schalen mitvergoren werden. Daher erhalten sie eine kräftigere Farbe und würzigere Struktur. Von so manchem Nachwuchswinzer, Sommelier oder Weinjournalisten anfangs schnell gehypt traf diese Weinart bei konservativeren Weinfreunden und Experten jedoch auch auf starken Widerstand bis hin zur Ablehnung. Nichtsdestotrotz hat sich der Trend bis heute gehalten und ging nun in die Phase über, bei der lediglich Aufmerksamkeit heischende, zweifelhafte Produkte mehr und mehr wieder vom Markt verschwinden, die wirklich ernstzunehmenden, seriösen Weine dieser Art sich aber fest etablieren.
Pet Nats
Sie gelten als der letzte Schrei in der Naturweinszene, obgleich sie nicht unbedingt aus biologischer Erzeugung stammen müssen: die Pétillants naturels, oder kurz und trendig: Pet Nats. Bei diesen natürlichen Perl- oder Schaumwein findet anders als beim Sekt oder Champagner keine zweite Gärung in der Flasche statt, sondern die Weine werden bereits mit der ausklingenden ersten alkoholischen Gärung in Flaschen abgefüllt. Das Ausmaß der dabei in der Flasche entstehenden Kohlensäure-Perlage lässt sich nur schwer kontrollieren und die ebenfalls in den Flaschen verbleibende Resthefe lässt diese Weine oftmals nicht nur leicht trüb im Glas stehen, sondern sorgt auch für ein pikant „wildes“ Aroma. Obwohl dieses Verfahren eigentlich uralt ist und in Frankreich seit Jahrhunderten als méthode ancestrale bekannt ist, gilt es im Moment als eine große Neuheit insbesondere in der alternativen Weinmacherszene. Ausgehend vom Loiretal und Südfrankreich werden die trendigen Pet Nats heute auch vermehrt in Österreich, Norditalien, Kalifornien und New York State erzeugt.
Säurebetonte Rieslinge
Es ist noch nicht lange her, da sorgten sich nicht wenige Weinliebhaber um die Bekömmlichkeit von säurebetonten Weinen, insbesondere bei den besonders rassigen Rieslingen von Rhein und Mosel. Doch mittlerweile setzte hier ein Umdenken ein und es ist gerade das typisch lebhafte Säurespiel des Rieslings, das gesucht und geschätzt wird. Denn die Säure eines guten Rieslings ist eben nicht einfach nur „sauer“, sondern sie trägt maßgeblich zu einer fruchtigen Pikanz, aromatischen Rasse und beschwingter Lebhaftigkeit bei. Immer mehr Sommeliers stellen in letzter Zeit fest, dass diese gerade zum Essen so angenehm belebenden Eigenschaften von den Restaurantgästen durchaus wieder geschätzt oder neu entdeckt werden.
Deutscher Gin
Die Gin & Tonic Welle hat erstaunliches hervorgebracht. Neben den großen, überwiegend englischen Marken tauchen immer mehr Gins aus deutscher Produktion in den Trend-Bars auf. Mit „Monkeys 47“ aus dem Schwarzwald hat es angefangen, mittlerweile soll es schon 75 verschiedene Gin-Marken aus deutscher Produktion geben, die meist überaus individuell in kleinen Destillieren hergestellt werden.
Negroni
Der Negroni ist ein klassischer Aperitif-Cocktail, der in den 1920er Jahren in Florenz in Mode kam und gerade eine große Renaissance erlebt. Insbesondere als Alternative zum mittlerweile massenhaften Auftreten des Aperol Spritz entdeckten die Hipster und Szenegourmets für sich nun den bitter-süßen Pre-Dinner-Drink aus Gin, rotem Wermut und Campari.
Craft Beers
Handwerklich erzeugte Craft-Biere waren noch vor ein paar Jahren ein kaum beachtetes Nischenprodukt in dem von den großen Marken beherrschten Markt. Mittlerweile sind sie aus der Szenegastronomie nicht mehr wegzudenken und werden selbst in Gourmetrestaurants angeboten. Dieser Trend hat seine Wurzeln in den USA, wo sich kleine Lokalbrauereien mit handwerklichen Methoden, individuellen Stilen und hochwertigen Grundstoffen ganz bewusst vom Massenmarkt der austauschbaren Markenbiere abgrenzen wollten. Mittlerweile tragen auch zahlreiche kleine Brauereien in Deutschland mit handwerklichen Craft Beers zur Bereicherung unserer Bierlandschaft bei.
Cold Brew Coffee
Der gute alte Eiskaffee erlebte in diesem Sommer eine ungemein trendige Verwandlung. Statt aufgebrühten Kaffee kalt werden zu lassen, wird beim hippen Cold Brew Coffee von vorne herein ausschließlich mit kalten Wasser gearbeitet. Das Kaffeemehl wird mit kaltem Wasser angesetzt und bis zu 12 Stunden hinweg darin bei Zimmertemperatur gezogen. Das dabei entstehende Kaffeekonzentrat kann dann als Iced Coffee über Eiswürfel getrunken werden, oder sogar in der besonders trendigen Version mit Tonic Water. Der Clou dabei: Cold Brew Coffee zeichnet sich durch einen besonders fruchtigen, körperreichen Geschmack aus, hat aber im Vergleich zum mit Heißwasser aufgebrühten Kaffee deutlich weniger Säure- und Bitterstoffe. Somit ist er besonders bekömmlich und magenschonend.
Welches Trendgetränk 2016 ist Ihr Favorit? Schreiben Sie uns! Nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag oder diskutieren Sie mit uns auf Facebook.