Wir haben bei Josefine Schlumberger, der amtierenden deutsche Weinkönigin aus dem badischen Sulzburg-Laufen, nachgefragt.

Baden__Josefine_Schlumberger

Bildquelle: Torsten Silz/DWI

Mit einem Weinglas in der Hand in die Kamera lächeln – ist da alles?

Nein, ganz so einfach ist es nicht. Natürlich hat man als Weinkönigin schon sehr viele Pressetermine und wird häufig fotografiert, also sitzt das Kameralächeln nach einer Weile von ganz alleine. Die Aufgaben als Weinkönigin sind aber größtenteils sehr viel anspruchsvoller. Ich habe Seminare über das Weinland Deutschland und andere Weinthemen gehalten, sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch, habe Weinproben und große Abendveranstaltungen wie den Ball des Weines moderiert, viele Reden gehalten und ähnliches. Neben einem netten Lächeln für die Kameras braucht man also auch einiges an Fachkompetenz und Rhetorik für den Job als Deutsche Weinkönigin.

…und wie wird man das?

Die Wahl zur Deutschen Weinkönigin ist eine anspruchsvolle Angelegenheit. Als Kandidatinnen treten die 13 Weinköniginnen der unterschiedlichen Anbaugebiete an. Das heißt, um an der Wahl der Deutschen Weinkönigin teilzunehmen, muss man erst einmal die Wahl im eigenen Anbaugebiet gewinnen und ein Jahr Erfahrung als Gebietsweinkönigin sammeln. Ende September finden dann jedes Jahr die zwei Wahlveranstaltungen auf deutscher Ebene statt. Im Vorentscheid wird man fachlich auf Herz und Nieren geprüft. Man muss Fragen zum Thema Kellerwirtschaft, Weinbau, Weinrecht und Marketing beantworten – unteranderem auch auf Englisch und in verschiedenen Quiz-Spielen gegen andere Kandidatinnen antreten. Eine etwa 70-köpfige Fachjury wählt dann sechs Kandidatinnen ins Finale. Auch hier geht es in allen Aufgabenstellungen um das Thema Wein, allerdings wird zusätzlich auch viel Wert auf Spontanität, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz gelegt. Am Ende wird dann ein Deutsches Weintrio gewählt: zwei Weinprinzessinnen und eine Deutsche Weinkönigin. Beide Wahlveranstaltungen werden im SWR-Fernsehen übertragen. Der Vorentscheid als Zusammenschnitt am darauffolgenden Tag und das Finale am Freitag den 30. September 2016 als Liveshow zur Primetime um 20.15 Uhr.

Finale bei der Wahl zur 67. Deutschen Weinkönigin 2015 am Freitag (25.09.15) im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße: Die neue Deutsche Weinkönigin Josefine Schlumberger (Baden) wird von ihrer Vorgängerin Janina Huhn gekrönt.

Bildquelle: Torsten Silz/DWI

Warum gibt es eigentlich keinen Weinkönig?

Die Tradition eine Weinkönigin zu wählen gibt es schon sehr lange, genauer gesagt, gibt es seit 1949 eine Deutsche Weinkönigin. Zu diesem Zeitpunkt war die Weinwelt, genau wie der Rest, eine reine Männerwelt. Die erste Weinkönigin wurde gewählt, damit die Männer auf den Weinfesten was Nettes auf der Bühne zu sehen haben. Am Anfang ging es nicht darum, dass die Weinköniginnen eine Rede halten durften, geschweige denn, sich fachlich äußern. Allerdings haben die Frauen dann selbst Initiative ergriffen, sind selbstbewusster geworden und haben das Amt stetig weiterentwickelt. Heute sind die Weinköniginnen moderne Fachfrauen, die auf jedem Termin einen aktiven Part haben und eben nicht nur in die Kamera schauen und lächeln. Dass es keinen Weinkönig gibt, liegt wohl vor allem an der langen Tradition der weiblichen Weinkönigin. Ob das in der heutigen Gender-Diskussion noch gerecht ist, darüber lässt sich streiten. Ich finde allerdings, dass wir Frauen auch einfach gut zu unserem eleganten, leichtfüßigen, fruchtigen deutschen Wein passen und ihn deshalb auch so gut repräsentieren können. Da kann man gendermäßig meiner Meinung nach mal ein Auge zudrücken.