Der Bocksbeutel ist ein überaus sympathischer Anachronismus in der globalisierten Weinwelt. Diese seltsame Flaschenform ist jedoch keinesfalls bloße Folklore, sondern vielmehr ein Klassiker mit langer Geschichte.

Diese Flaschenform verweigert sich trotzig dem reinen Funktionieren: Sie lässt sich nur äußert schwer stapeln, sie fügt sich nur unwillig in genormte Verpackungen und selbst beim Einschenken empfinden sie die meisten Weinfreunde eher als unhandlich. Dennoch – oder gerade deshalb – hat der Bocksbeutel nach wie vor viele Liebhaber und nicht selten wird mit ihm sogar eine besondere Qualität assoziiert.

Vorläufer des Bocksbeutels wurde in Franken entdeckt

Schon im Altertum gab es abgeflachte Formen der ursprünglichen Kugelflasche aus Ton. Die bisher älteste bekannte Flachkugelflasche, ein keltisches Tongefäß mit kurzem Hals, wurde bezeichnenderweise im fränkischen Wenigumstadt gefunden. Dieser auf ca. 1400 v. Chr. datierte erste Vorläufer des Bocksbeutels kann heute im Mainfränkischen Museum in Würzburg bestaunt werden. Mit Doppelhenkel ausgestattet war die Flaschenform dann später bei römischen Legionären weithin verbreitet. Im Mittelalter waren tönerne Bocksbeutel als traditionelle Pilgerflaschen sehr beliebt. Im Jahr 1728 führte dann der Würzburger Stadtrat eine einen Liter fassende Flasche dieser Form für versiegelte Abfüllungen von Weinen des Stein-Weinbergs ein und manifestierte damit die besondere Bindung des fränkischen Weinbaus an den Bocksbeutel.

Bocksbeutel: Kenner schenken über die flache Seite ins Glas ein

Heutzutage darf der Bocksbeutel, lautet EU-Verordnung „eine kurzhalsige, bauchig-runde, etwas abgeflachte Glasflasche mit ellipsoider Standfläche und mit ellipsoidem Querschnitt an

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Der Bocksbeutel hat eine ganz besondere Form

der größten Wölbung des Flaschenkörpers“, nur zur Abfüllung von Qualitätsweinen aus dem Anbaugebiet Franken, dem benachbarten badischen Tauberfranken sowie aus den Gemeinden Neuweier, Steinbach, Umweg und Varnhalt im Baden-Badener Rebland genutzt werden. In Europa ist darüber hinaus die Verwendung für einige Weine aus Südtirol und dem Trentino, aus Griechenland und aus Portugal gestattet. Der Name des Bocksbeutels könnte entweder auf einen am Körper getragenen „Bugbeutel“ zurückgehen, oder aber tatsächlich auf den Ziegenbock als Fruchtbarkeitssymbol verweisen.
Übrigens: Beim Einschenken aus dieser Flasche erkennt man den Kenner daran, dass er den Wein über die flache Seite ins Glas rinnen lässt. Beim Befüllen der Gläser über die schmale Seite kann es nämlich zu einem unschönen Glucksen und gegebenenfalls sogar zu einem unkontrollierten leichtem Spritzen aus der Flasche kommen.

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