Wie in der Überschrift schon angedeutet, gibt es zu diesem Thema unterschiedlichste Meinungen. Vieles hat mit persönlicher Erfahrung zu tun und erfordert einiges an Fingerspitzengefühl.
In erster Linie sollte zwischen dem Dekantieren und dem Belüften eines Weines, ganz gleich ob rot oder weiß, unterschieden werden. Junge, gerbstoffhaltige Weine belüftet man, indem sie schwungvoll in eine bauchige Karaffe umgefüllt werden.
Durch die schockartige Sauerstoffzufuhr werden sie ein wenig zugänglicher und geschmeidiger gemacht. Anders der Vorgang des Dekantierens, dabei wird der Wein vor einer Lichtquelle behutsam in eine Karaffe umgefüllt. Beim letzten Drittel erscheint in der Flaschenschulter ein Trubfaden – das Depot. Diesen gilt es vom Rest des Weines zu trennen und ihn in der Flasche zu belassen. In der Regel kann man das Depot zum Verfeinern von Saucen verwenden, sollte es aber nicht unbedingt trinken.
Ältere Weine müssen mit besonderer Vorsicht dekantiert werden. Manchmal zerstört der Sauerstoff das filigrane Aroma und nach kurzer Zeit verabschiedet sich so ein „Methusalem“ bereits in der Karaffe, bevor er überhaupt in die Gläser eingeschenkt wurde. Auch komplexen, vielschichtigen Weißweinen bekommt Sauerstoff. Vor allen Dingen im Eichenholzfass ausgebaute Weine oder besonders mineralisch duftende Tropfen kommen erst mit Temperatur und Luft voll zu ihrer Entfaltung.
Die Karaffe wieder zurück in den Klimaschrank
Ist ein Wein erst einmal in die Karaffe umgefüllt, so erwärmt er sich rasch und erreicht Temperaturen, die ihm nicht gut bekommen. Sobald die Temperatur eines Rotweins über die kritische Grenze von 20 °C steigt, zerfällt das Bukett und der Inhalt der Karaffe fängt an, stark spritig nach Alkohol zu riechen. Daher sollte der Wein nach dem Dekantieren oder Belüften mit dem Gefäß wieder in den Klimaschrank gestellt werden. Die Temperatur bleibt konstant und der Wein kann sich, falls nötig, über einige Stunden in Ruhe entfalten.