Für uns sind Feigen etwas ganz schön Exotisches – in den Herkunftsländern ist die Feige jedoch eine bodenständige Alltagsspeise. Schon vor Jahrtausenden hat man in der heutigen Türkei und im Nahen Osten Feigen kultiviert. Die Feige gilt als die erste vom Menschen kultivierte Pflanze überhaupt. Ganz schön viel Geschichte steckt also hinter der Pflanze, die wir uns heute einmal genauer anschauen.
Die Früchte des Baums der Echten Feige (Ficus carica) sind das, was wir allgemeinhin als Feige bezeichnen. Oder noch exakter: Es sind die Früchte einer Variation (die Essfeige) dieser Art. Nur die weiblichen Pflanzen bilden die von uns so gern verzehrten Früchte. Rund 700 unterschiedliche Sorten der Essfeige lassen sich unterscheiden – mit verschiedenen Farben, Schalendicken und Variationen in den Aromen.
Feigen: getrocknet und frisch ein Genuss
Hauptsaison für frische Feigen ist bei uns in den Monaten August bis Oktober. Dann kommen die leckeren Früchte aus dem Mittelmeerraum, vor allem aus der Türkei, aber auch aus Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland und Israel. Heutzutage findet man meist das ganze Jahr über Feigen im Supermarkt. Wer im Frühjahr frische Feigen kauft, sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es sich dabei höchstwahrscheinlich um Flugware handelt. Diese kommt beispielsweise aus Brasilien, Argentinien oder Südafrika. Eine Alternative sind in dieser Zeit Trockenfeigen – diese müssen nicht auf ökologisch fragwürdige Weise transportiert werden und schmecken auch vorzüglich.
Denn frische Feigen sind ganz schön sensible Genossen: Sie sind äußerst druckempfindlich und verderben leicht. Jede Frucht wird von Hand gepflückt und sorgsam verpackt. Der Zeitpunkt der Ernte ist außerdem ein wichtiger Faktor. Pflückt man die Feigen zu früh, dann schmecken sie nicht besonders gut – obwohl Feigen klimakterische Früchte sind, also auch nach der Ernte nachreifen. Pflückt man sie zu spät, dann platzen sie leicht. Genauso bedächtig wie die Feige während ihres Weges zu uns in den Supermarkt behandelt wird, sollten wir sie auch ab dem Einkauf behandeln.
Am besten bewahren Sie die frischen Feigen in Ihrem BioFresh-Fach mit der Hydrosafe-Einstellung auf. Dort halten sie sich bis zu einer Woche lang. Damit sich die Aromen beim Genuss voll und ganz entfalten können, sollten Sie die Feigen schon einige Zeit vorher aus dem Kühlschrank nehmen, damit sie Raumtemperatur annehmen können. Ganz problemlos lassen sich Feigen übrigens auch einfrieren. Tiefgekühlt halten sich die Früchte dann bis zu einem Jahr lang.
Trockenfeigen sind, was die Lagerung angeht, viel unproblematischer. Dadurch, dass ihr Feuchtigkeitsgehalt von etwa 80 Prozent auf nur 25 Prozent verringert ist, sind sie direkt viel weniger anfällig für Verderb. Im Handel findet man Trockenfeigen nahezu das ganze Jahr über – der Schwerpunkt ist jedoch der Herbst.
Die Feige in der Küche
Feigen sind ein süßer Genuss. Schon die frischen Feigen enthalten 16 Prozent Kohlenhydrate, hauptsächlich Glukose und Fruktose. Die getrockneten Feigen übertreffen dies noch um ein Vielfaches. Sie enthalten über 60 Prozent Kohlenhydrate, sind also eine ganz schöne Zuckerbombe. Die gute Nachricht: Der Gehalt an Ballaststoffen ist dank der zahlreichen Samen ebenfalls ziemlich hoch. Außerdem sind viele Mineralstoffe und Vitamine enthalten.
Übrigens: Die Haut der frischen Feigen kann problemlos mitverzehrt werden. Manchmal ist sie jedoch recht dick und ledrig (dies hängt mit der Sorte zusammen). In dem Fall schmeckt es besser, die Haut zu entfernen. Im Supermarkt sollten Sie darauf achten, dass die frischen Früchte weich und unverletzt sind. Wenn am Stielansatz ein paar Tropfen Zuckerwasser austreten, dann ist das ein Zeichen dafür, dass die Feige reif ist. Wenn die Früchte säuerlich riechen, handelt es sich zumeist um zu alte Ware. Der Geruch ist ein Zeichen für eine Gärung.
Feigen lassen sich zwar vorzüglich pur verspeisen, aber die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Küche sind es wert, ausprobiert zu werden. Insbesondere die Kombination der süßen Früchte mit herzhaften Speisen hat einen tollen geschmacklichen Effekt. Käse ist dabei wohl der Klassiker. Eine Kombination mit Ziegenfrischkäse und Camembert sowie fein geschnittenem rohen Schinken und einem Glas Rotwein ist eine wahre Freude für die Sinne.
Wer vom süßen Geschmack nicht genug bekommt, der kann halbierte Feigen in einer Auflaufform mit etwas Honig, Rum und Zimt beträufeln. Die Feigen werden dann solange im Ofen garen, bis sie weich sind. Getrocknete Feigen passen hingegen ideal zu Wildspeisen und verleihen den Gerichten besonderen Pfiff. Schon gewusst? Feigen dienen auch als Kaffeeersatz oder -Zusatz. Dabei werden getrocknete Feigen geröstet, gemahlen und zu Bohnenkaffee oder anderen Kaffeeersatzprodukten hinzugegeben.
In jeder Feige eine tote Wespe?
Hinter dieser unglaublich klingenden Aussage steckt mehr, als man vielleicht zunächst glauben mag. Feigenbäume und bestimmte Wespen (die Feigenwespen) stehen in einer symbiotischen Beziehung. Sie nützen sich also gegenseitig. Der Feigenbaum braucht die etwa zwei bis drei Millimeter große Wespe zur Bestäubung seiner Blüten mit Pollen. Die Wespe wiederum nutzt die Bäume für ihre Eiablage. Um für diese Eiablage in die Feige zu gelangen, muss die weibliche Feigenwespe durch ein schmales Loch hindurch in den Blütenstand. Flügel und andere Körperteile bleiben dabei leicht auf der Strecke. Dadurch ist die Feigenwespe im Inneren gefangen und stirbt wenig später.
Aber: Sowohl Pollen als auch Eier hatte die weibliche Feigenwespe im Gepäck, sodass sowohl ihr Erbe, als auch der Fortbestand der Feige gesichert ist. Nur – wie gelangen die später geschlüpften Wespen aus dem Inneren der Feigenfrucht wieder hinaus? Die männlichen Exemplare unter ihnen haben einen, nun, recht einseitigen Lebensinhalt: Sie begatten ihre Schwestern und graben einen Tunnel ins Freie. Die Männchen selbst haben keine Flügel und sterben meist wie ihre Mütter in der Feige, in der sie durch Enzyme vollständig verdaut werden. Die begatteten Weibchen gelangen jedoch durch den Tunnel nach draußen in die Freiheit. Dort sammeln sie Pollen und – die Natur funktioniert in Kreisläufen – zwängen sich bald schon durch ein kleines Loch einer Feige hindurch – wodurch ihr Schicksal besiegelt ist.