Burger aus Buffalo-Würmern, Heuschrecken am Spieß oder Mehlwürmer in Schokolade: Was vor einigen Jahren noch nach einer gruseligen Mutprobe klang, hat mittlerweile Einzug in die meisten Supermärkte gehalten – Lebensmittel aus essbaren Insekten. Dabei stehen die meisten Konsumenten dem exotischen Snack noch eher kritisch gegenüber. Sind die sechsbeinigen Tiere wirklich so klimafreundlich und gesund, wie ihnen nachgesagt wird? Wie sicher ist der Verzehr essbarer Insekten und worauf müssen Sie beim Kauf besonders achten? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie hier.
In Europa gelten essbare Insekten noch als Nischenprodukt, dabei sieht es in anderen Teilen der Welt ganz anders aus. Etwa zwei Milliarden Menschen ernähren sich weltweit ganz selbstverständlich von den vollwertigen Krabbeltieren. Der Grund: Besonders in ärmeren Ländern dienen Insekten statt Fleisch von Rindern und Schweinen als zuverlässige Eiweißquelle zu einem günstigen Preis. Das Angebot ist hierbei vielfältig – etwa 2000 unterschiedliche Arten von Insekten werden weltweit verzehrt. Besonders beliebt sind hierbei Käfer, die häufig als Larven und Puppen gegessen werden oder Hautflügler wie Bienen, Wespen oder Ameisen. Hier eignen sich alle Entwicklungsstadien der Tiere zum Verzehr. Auch sogenannte Geradflügler erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Zu ihnen zählen beispielsweise Grashüpfer, Grillen und Heuschrecken. Doch welche Arten sind auch in Europa anzutreffen?
Eine Frage der Sicherheit: Neuartige Lebensmittel in Europa
In europäischen Ländern müssen neuartige Lebensmittel einige rechtliche Hürden überwinden, um auf unsere Speiseteller zu gelangen. Der Grund: Nur vollständig sichere Lebensmittel dürfen auf dem europäischen Markt eingeführt werden, sodass die Zulassung sogenannter „Novel Foods“ wie beispielsweise Insekten eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Mittlerweile sind unter anderem aber Mehlwürmer, Heuschrecken und Grillen von der zuständigen Kommission für den Verzehr in Europa zugelassen. Weitere Anträge wurden bereits gestellt.
Eiweißquelle gegen den Welthunger: stimmt’s?
Schätzungen zufolge sollen bereits 2030 bis zu neun Milliarden Menschen auf unserer Erde leben. Um den Proteinbedarf der wachsenden Bevölkerung auch in Zukunft noch decken zu können, bedarf es alternativer Eiweißquellen zu Fleisch und Fisch. Immer wieder werden Insekten dabei als Mittel gegen den Welthunger angepriesen. Denn: Sie haben einen weitaus geringeren Platzbedarf, es wird weniger Wasser verbraucht und auch der Ausstoß von Treibhausgas-Emissionen ist deutlich geringer gegenüber Säugetieren und Hühnern. Dennoch muss bedacht werden, dass die Zucht der kleinen Tiere eine bestimmte Temperatur voraussetzt, die in europäischen Ländern oftmals nicht gegeben ist. So müssen die Anlagen für mehrere Monate intensiv beheizt werden, was viel Energie benötigt. Auch die Frage des Tierwohls in der Insektenzucht ist noch nicht eindeutig geklärt. Trotzdem steckt in der Aufzucht von Insekten auch hier bei uns in Europa großes Potenzial für eine nachhaltigere Landwirtschaft!
Klein, aber oho?
Auch in puncto Inhaltsstoffe stehen Insekten dem herkömmlichen Fleisch von Rind und Co. in nichts nach. So überzeugen die meisten Insekten mit hochwertigem Eiweiß, Fett und jeder Menge Ballaststoffe. Die durchschnittlichen Proteingehalte liegen meist zwischen 35 und 61 %, die einiger Geradflügler sogar bei bis zu 77 %. Mit ihren teilweise hohen Gehalten an ungesättigten Fettsäuren machen Insekten sogar manchen Fischarten Konkurrenz. Hinzu kommen je nach Insektenart Mikronährstoffe wie Eisen, Magnesium, Kupfer, Mangan, Phosphor, Selen und Zink. Sogar B-Vitamine wie Vitamin B6 und B12 sind in teilweise hohen Mengen vertreten. Hier muss jedoch bedacht werden, dass sich die Vielfalt der Insektenarten auch in ihrem Nährstoffspektrum widerspiegelt. So besitzen je nach Art, Futter, Lebensraum und Entwicklungsstadium die Insekten ganz unterschiedliche Nährstoffe und Geschmacksrichtungen.
Einkauf: Hier werden Sie fündig
Sind Sie nun auf den Geschmack gekommen, trauen sich aber wie viele weitere Konsumenten aufgrund von Ekel noch nicht wirklich an die neuartigen Produkte heran? Dann haben wir gute Nachrichten für Sie: Der Markt bietet mittlerweile eine Vielzahl verarbeiteter Produkte aus Insekten wie Nudeln, Proteinriegel oder Burgerpatties, sodass Sie die kleinen Insekten nicht einmal mehr erkennen können! Diese Produkte finden Sie ohne Probleme in größeren Supermärkten. Wenn Sie jedoch Fan ganzer Insekten sind, werden Sie eher im Onlinefachhandel fündig. Aufgepasst: Auch wenn die Preise verlockend sind, greifen Sie nicht zu Exemplaren aus dem Zoo-Fachhandel oder Insekten, die Sie gar selbst gefunden haben! Sie können Keime und Parasiten enthalten, da sie nicht für den menschlichen Verzehr gezüchtet wurden. Auch Allergiker sollten Insekten mit Vorsicht genießen. Denn: Wer allergisch gegen Hausmilben oder Schalen- und Krustentieren ist, könnte womöglich auch auf Insekten allergisch reagieren. Auf den Verpackungen muss dies vom Hersteller auch deklariert werden. Jedoch fehlt es zurzeit noch an weitergehender Forschung zum allergenen Potenzial der Krabbeltiere.