Nicht erst seit Kurzem ist das isländische Milchprodukt „Skyr“ aus den Regalen der deutschen Supermärkte nicht mehr wegzudenken. Aber was hat es mit diesem Produkt überhaupt auf sich? Ist es wirklich so gesund, wie der Trend vermuten lässt und kann es mit den altbewährten Milchprodukten mithalten? Wir schaffen Klarheit!
Wonach schmeckt Skyr eigentlich? Jeder, der das neue Trendprodukt schon einmal probiert hat, würde es vermutlich geschmacklich als eine Mischung aus Quark und Joghurt beschreiben. Dabei erinnert die Konsistenz stark an griechischen Joghurt. Genau genommen handelt es sich jedoch um eine „Frischkäsezubereitung, Magerstufe“ und wird oftmals auch so vom Hersteller deklariert. Doch von wo genau stammt das Milchprodukt, das mittlerweile in allerlei Variationen in den heimischen Kühlregalen zu finden ist?
Von isländischer Tradition zum deutschen Trendprodukt
Laut der Legende brachten die Wikinger Skyr vor mehr als 1000 Jahren nach Island und gaben ihr Wissen an die Einwohner des Landes weiter. Ursprünglich entstand das Produkt aber, um Milch für den Winter haltbarer zu machen. Zu Beginn wurde noch Schafsmilch bevorzugt, heute hingegen ist die Verwendung von Kuhmilch klassisch. Für die Herstellung wird die Magermilch mit lebenden Bakterienkulturen versetzt und wie beim Quark mit Lab eingedickt. Die Isländer verzehren Ihren Skyr traditionell mit Heidelbeeren.
Der verzehrfertige Skyr, den Sie dann im Supermarkt kaufen können, stammt jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus Island. Der kleine Inselstaat im hohen Norden kann mit seinen 25.000 Milchkühen den Bedarf an Skyr nicht annähernd decken.
Was steckt drin und wie gesund ist Skyr wirklich?
Vor allem Sportler und gesundheitsbewusste Menschen interessieren sich für die neue Milchspeise am Markt. Der Grund: Mit seinen 11 Prozent Eiweiß, seinem geringen Fettanteil von 0,2 Prozent und seinen wenigen Kalorien (60 kcal/100 g), sticht Skyr mit überragenden Nährwerten hervor. Aufgrund des hohen Eiweißgehaltes macht das isländische Milchprodukt besonders lange satt und unterstützt den Muskelaufbau. Auch der Kalziumgehalt ist mit 150 mg pro 100 g bemerkenswert hoch und deckt bereits 15 Prozent der empfohlenen täglichen Kalziumzufuhr ab. Kalzium bildet den wichtigsten Knochenbaustein und ist somit besonders für Kinder und Personen, die ein erhöhtes Risiko für Osteoporose haben, von Bedeutung.
Die Qual der Wahl: Joghurt, Quark oder doch lieber Skyr?
Vergleicht man die drei Produkte miteinander, so hat jedes seine Vor- und Nachteile. Magerjoghurt hat zwar weniger Kalorien, kann jedoch mit seinen vier bis maximal zehn Gramm Eiweiß längst nicht mit dem Proteinwunder Skyr mithalten. Dies liegt daran, dass zur Herstellung von Skyr viermal so viel Milch benötigt wird. Der Kalziumgehalt beider Produkte hingegen ist ungefähr gleich.
Betrachten wir nun Skyr und Magerquark, so können wir feststellen, dass Magerquark den Eiweißgehalt von Skyr mit 14 g pro 100 g sogar noch übertrifft. Auch der niedrige Fettgehalt von Magerquark kann mit dem isländischen Skyr mithalten. Einzig der Kalorien- und Kalziumwert unterscheidet sich. Mit 65 kcal pro 100 g liegt der Kaloriengehalt beim Magerquark leicht höher und der Kalziumgehalt mit 40 mg pro 100 g hingegen deutlich niedriger als beim Skyr.
Auffällig ist allerdings, dass das neue Trendprodukt deutlich teuer ist als unser altbekannter Quark. Momentan liegt der Preisunterschied bei ca. 40 Prozent. Da macht es schon Sinn abzuwägen, ob es wirklich Skyr sein muss. Suchen Sie aber nach einer Abwechslung zu den klassischen Milchspeisen, so ist die isländische Alternative sehr gut geeignet und kann sich auf alle Fälle sehen lassen. Im Hinblick auf die minimalen Unterschiede bei den Nährwerten und den dafür doch sehr großen Preisunterschied, können wir auch getrost zum altbewährten Magerquark greifen.
Ist Skyr eine Alternative zu laktosehaltigen Milchprodukten?
Ja und nein, denn mit drei bis vier Prozent enthält Skyr genauso viel Laktose wie Joghurt oder Magerquark. Wie bei Joghurt und Quark kann es jedoch sein, dass Personen, die an Laktoseintoleranz leiden, Skyr trotzdem vertragen, da auch er mit Milchsäurebakterien versetzt ist. Außerdem wird die isländische Milchspeise traditionell nicht wärmebehandelt, sodass die Milchsäurebakterien überleben. Jeder sollte deshalb selbst probieren, ob er die isländische Milchspeise verträgt.
DIY: Skyr ganz einfach selbst herstellen!
Wie bereits erwähnt, ist der Preis im Handel für Skyr vergleichsweise hoch – Warum also nicht einfach selbst machen? In nur wenigen Schritten können Sie ihr eigenes Produkt genießen!
Zuallererst brauchen Sie die richtigen Zutaten. Für einen Liter Skyr benötigen Sie als Basis zwei Liter Milch. Ganz wichtig hierbei ist, dass es sich um keine H-Milch handelt, sondern um frische Milch. Außerdem sollten Sie 400 g saure Sahne, eine halbe Labtablette, sowie ein wenig warmes Wasser bereitstellen. Labtabletten sind in jeder Apotheke zu kaufen.
Nun kommen wir zur Zubereitung. Als Erstes wird die Frischmilch aufgekocht. Achtung: Bitte nicht anbrennen lassen! Danach wird das Ganze auf 40 °C abgekühlt. Am besten können Sie dies mit einem Thermometer kontrollieren, denn sonst besteht das Risiko, dass die Gerinnung der Labtablette später nicht funktioniert. Als Nächstes schlagen Sie die saure Sahne cremig und mischen sie langsam zu der noch warmen Milch. Danach lösen Sie die Labtablette mithilfe von Umrühren in warmem Wasser auf. Nun decken Sie den Topf zu und lassen das Ganze 24 Stunden ruhen.
Am nächsten Tag kleiden Sie ein großes Sieb mit Käseleinen aus und gießen die Mischung hindurch. So wird überflüssige Molke abgetrennt. Warten Sie, bis alles abgetropft ist – dies kann bis zu drei Stunden dauern. Abgefüllt in ein gut verschließbares, sauberes Gefäß und in Ihrem Liebherr-Kühlschrank gelagert, hält sich der fertige Skyr nun vier bis fünf Tage. Besonders lecker schmeckt Ihr Skyr mit ein wenig Honig oder Müsli verfeinert. Sie mögen es ganz traditionell? Dann greifen Sie wie die Isländer zu Heidelbeeren. Guten Appetit!