Kaum eine andere Region in Italien, ja in ganz Europa, hat für Weinliebhaber und Gourmets gleichermaßen eine solche Anziehungskraft wie das Piemont. Das Piemont ist neben der Toskana ohne Zweifel die berühmteste Weinregion Italiens. Dabei sind es keinesfalls nur die großartigen Weine, die dieses Anbaugebiet im Nordwesten des Landes zum Sehnsuchtsziel vieler Genießer machen.
Bereits die Lage der von grünen Hügeln geprägten Landschaft als Bindeglied zwischen Ausläufern zu Füssen der Alpen (daher der Name: italienisch „piede“ = Fuss, „monte“ = Berg), der ligurischen Riviera-Küste in Süden und der weiten Po-Ebene im Osten trägt maßgeblich zu Faszination dieser Region bei. Auch die ebenso vielfältige wie reichhaltige Küche des Piemonts ist weltberühmt, bei der die Einflüsse von herzhafter Deftigkeit der Alpen mit der Finesse des benachbarten Frankreichs und der mediterranen Lebensfreude Italiens auf höchst schmackhafte Weise kumulieren. Und nicht zuletzt die sündhaft teuren, aber himmlisch aromatischen Trüffel der Region Alba ziehen jeden Herbst Heerscharen von Gourmets in die Region.
König und Königin des Piemonts
Obgleich in allen acht Provinzen der Region Piemont Wein angebaut wird, sind es aber im besonderen Maße die südöstlich von Turin gelegenen Landschaften von Langhe, Roero und Monferrato, die für ihre Gewächse Weltruhm erlangt haben. An vorderster Front stehen dabei die beiden großen Rotweine Barolo und Barbaresco. Beide Weine werden aus der Nebbiolo-Rebe erzeugt, wobei Ersterer als der „König des Piemonts“ gilt und Letzterer als die „Königin“. Dies liegt darin begründet, dass der Barolo üblicherweise einen eher maskulin-würzigen Charakter hat, während der Barbaresco etwas mehr femininen Charme zeigt. Beiden Weinen ist gemein, dass sie über eine markante Struktur mit selbstbewusstem Rückgrat verfügen und sich über viele Jahre hinweg in der Flasche zu bemerkenswerter Reife und Komplexität entwickeln können. Eine weitere berühmte Rotweinrebe des Piemonts ist die Barbera-Traube, die vor allem in den Weinbergen rund um Alba, Asti und Monferrato charaktervolle Gewächse erbringt. Die Dritte im Bunde der großen piemontesischen Rotweinreben ist schließlich der Dolcetto, der für charmante, zugängliche und eher fruchtbetonte Rotweine bekannt ist. Doch auch im Weißweinbereich empfiehlt sich das Piemont mit zwei für die Region typischen Gewächsen, dem aus Arneis-Reben gekelterten Roero und dem beliebten, aus der Cortese-Trauben erzeugten Gavi. Nicht zuletzt ist das Piemont jedoch auch die Heimat des Moscato d’Asti, des fruchtig-süßen, federleichten Schaumweins, der jung und gut gekühlt getrunken stets eine tolle Ergänzung zu frischen Obst und fruchtigen Desserts ist, aber auch die klassische Vorspeise Melone mit Parmaschinken perfekt begleiten kann.
Turin: Darum sollte auch diese Stadt im Piemont einen Besuch wert sein
Neben der Stadt Asti als das Verwaltungszentrum der gleichnamigen Provinz bietet sich vor allem auch das südlich davon in der Provinz Cuneo gelegene hübsche Städtchen Alba mit seinen zahlreichen guten Restaurants als idealer Ausgangspunkt für Entdeckungstouren in die umliegenden Reblandschaften und Weingüter an. Doch so bezaubernd das ländliche Piemont rund um diese beiden Weinmetropolen auch ist, so sollte man stets auch einen Ausflug in das nahe gelegene Turin einplanen. Denn entgegen der landläufigen Meinung gilt Turin keinesfalls nur als Automobil-Zentrum Italiens, sondern auch als eine der „grünsten“ Städte Italiens, die mit Parkanlagen und barocken Palazzi ein einzigartiges Flair versprüht.