Auf Versteigerungen erzielen manche Weine immer wieder spektakuläre Preise. Könnte man also nicht ganz bewusst in solche Weine investieren und den eigenen Weinkeller als Kapitalanlage führen? Der Liebherr-Weinexperte Frank Kämmer gibt Rat.
Tatsächlich sind feine Weine als Kapitalanlagen ähnlich wie Edelmetalle, Kunst oder Oldtimer-Fahrzeuge schon seit vielen Jahren durchaus üblich. Mit der Idee, weltweit begehrte Gewächse als Jungweine zu erstehen und dann auf eine gute Wertentwicklung bis zum Wiederverkauf zu hoffen, ließen sich in der Vergangenheit durchaus schon bemerkenswerte Gewinnmargen erzielen, die die von anderen Anlagegütern oft deutlich überstiegen. Sehr gut kann man dies am Index der internationalen Handelsplattform Liv-Ex ablesen, der ähnlich wie Aktienindexe die Wertentwicklung und aktuellen Preise für besonders feine Weine abbildet. So legte der Liv-Ex 100 Index beispielweise zwischen 2004 und 2009 um 107 % zu, während der DAX im gleichen Zeitraum sich nur um 24 % erhöhte.
Nur wenige Weine taugen als Kapitalanlage
Doch wer angesichts solcher Zahlen nun mit seinen Ersparnissen zum nächsten Weinhändler eilt, der sollte sich zunächst einiger weiterer Fakten bewusst werden. Zum einen taugen nur relativ wenige Weine tatsächlich zur Geldanlage, und hierbei handelt es sich mit großer Mehrheit um die weltweit auf dem Versteigerungsmarkt gehandelten Spitzenweingüter aus Bordeaux, ergänzt von einigen wenige ausgewählten Gewächse aus Burgund, Rhône, Champagne und einigen Weinen aus Kalifornien und Australien. Darüber hinaus ist natürlich auch beim Wein als Kapitalanlage große Detailkenntnis als Schlüssel zu außergewöhnlichem Wertzuwachs vonnöten. Denn je nach Weingut und Jahrgang kann der Gewinn deutlich unterschiedlich sein – oder sich vielleicht sogar gar nicht erst einstellen. Weiterhin sollte man bedenken, dass für einen kleinen Privatanleger die Transaktions- und Logistikkosten nicht unerheblich sind, da sich die weltweit wichtigsten Versteigerungsplätze der bekannten Auktionshäuser wie Sotheby’s oder Christie’s hauptsächlich auf London, New York und Hong Kong konzentrieren.
Der große Unterschied: Wein vs. Aktie
Und letztlich sind, wie bei Aktien eben auch, verlockende Gewinnmargen in der Vergangenheit nie eine Garantie dafür, dass sich diese auch in Zukunft so entwickeln werden. In einem Punkt unterscheiden sich Weine als Kapitalanlage von Aktien jedoch erheblich. Sollten die Träume von großer Wertentwicklung der Kellerschätze platzen, bleibt dem Anleger ja immer noch zumindest die Aussicht darauf, den Inhalt seines „Depots“ mit hoffentlich viel Genuss und Freude selbst zu konsumieren.
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