Trotz Sorgfalt, Können und ausgefeilter Technik: Wein ist und bleibt ein Naturprodukt, und ist somit nicht immer perfekt beherrschbar. Auch wenn Weinfehler aufgrund des allgemein hohen Standards der Weinbereitung zur Seltenheit geworden sind, kann es durchaus vorkommen, dass hier und da etwas nicht stimmt mit dem edlen Rebensaft. Wie Sie solche Weinfehler erkennen und welche besonders häufig vorkommen verrät Ihnen unsere Weinfehler-Serie jeden Mittwoch. Freuen Sie sich also, wenn es wieder heißt: Wine Wednesday.
Der Korkschmecker ist ohne Frage der bekannteste Weinfehler und ist wohl schon jedem Weinliebhaber einmal unter die Nase gekommen. Zwar sind heutzutage dank erheblichen Optimierungen deutlich weniger Flaschen davon betroffen, dennoch dürfte der Korkschmecker nach wie vor der wohl am häufigsten wahrgenommene Weinfehler sein.
So entsteht der Korkschmecker
Der an der typisch dumpfen, modrigen Note erkennbare Weinfehler entsteht durch den Kontakt des Weins mit fehlerhaften Naturkorken nach der Abfüllung und dem Verschluss der Flaschen. Das ist besonders ärgerlich für den Weinerzeuger, da sein bis dahin fehlerfreies Produkt durch externe Faktoren, auf die er wenig Einfluss hat, beeinträchtigt wird.
Die Substanz 2,4,6-Trichloranisol (TCA) gilt als die wichtigste Komponente des Korkfehltons. Dieser aromatische Kohlenwasserstoff entsteht als Stoffwechselprodukt von Schimmelpilzen beim Zusammentreffen mit chlorhaltigen Substanzen. Tatsächlich wurde früher häufig Chlorbleiche eingesetzt, um die Korkrinde bei der Verarbeitung zu reinigen und zu bleichen. Heute wird weitgehend auf dieses Verfahren verzichtet. Jedoch können sich auch auf natürlichem Weg im Leitungswasser oder durch in den Korkeichenwäldern eingesetzten Pflanzenschutzmittel Spuren von Chlor in den Produktionsprozess der Flaschenverschlüsse gelangen. Und dieses reagiert dann mit den in der Eichenrinde allgegenwärtigen Schimmelpilzen.
Kurioserweise ist jedoch der Naturkorken nicht die einzige Quelle für eine mögliche Infektion mit TCA. Auch schlecht gepflegte alte Holzfässer können beispielsweise eine Quelle für Schimmelpilze sein und mit im Weingut verwendeten chlorhaltigen Putzmitteln zu TCA im Wein führen. Tatsächlich gab es deshalb auch schon Weine mit neutralem Schraubverschluss, die eine solchen „Korkschmecker“ aufwiesen.
Kann man den lästigen Korkfehlton wieder losbekommen?
Die menschliche Wahrnehmungsschwelle für TCA ist besonders niedrig. Bereits rund fünf Milliardstel Gramm davon pro Liter Wein können dazu führen, dass das Weinaroma deutlich beeinträchtigt wird. So kann man diesen Fehlton nicht mehr rückgängig machen. Die teilweise verbreitete Meinung, dass der Korkschmecker verfliegen würde, wenn man dem Wein nur ausreichend „atmen“ ließe, ist und bleibt daher lediglich ein Mythos. Tatsächlich ist es meist sogar eher so, dass sich dadurch, ebenso wie durch ansteigende Trinktemperatur, dessen Intensität sogar noch erhöht. Es bleibt also leider nur das Wegschütten, wenn der Wein nicht mehr schmeckt. Auch zum Kochen sollte man korkige Weine möglichst nicht verwenden – sonst korkt am Ende auch noch die Soße!