Wermut – das Getränk des Südens verführt auch hierzulande den Gaumen. Der Likörwein ist kein Wermutstropfen im klassischen Sinne. Denn: Neben einer zarten, bitteren Note weist das alkoholische Getränk auch eine charmante Süße auf. Diese ausgewogene Balance macht den Klassiker zu einem beliebten Aperitif und dient außerdem in der Küche als exklusiver Aromageber. Welche Historie sich hinter dem Kräuterwein verbirgt und wie Sie sich das einzigartige Aroma zu Nutze machen, erfahren Sie hier.
Von Wermutkraut bis zum Likörwein – ein natürliches Kraut mit berauschender Wirkung
Wermut gehört zu der botanischen Gattung der Artemis Gewächse. Die historische Ikone der Medizin – Hippokrates – nutzte das Wermutkraut bereits als Heilmittel und schrieb diesem ein vielfältiges Wirkungsspektrum zu. Das mystische Naturheilmittel diente dazu, Magenprobleme, Appetitlosigkeit und Nervenleiden abzuwenden und galt zu der damaligen Zeit als eines der beliebtesten Kräuter.
Die bittere Geschmacksnote des Wildkrautes regte den Erfindergeist an. Denn: Die Aromatisierung von alkoholischen Getränken mit Heilkräutern bot nicht nur eine Alternative für den leichteren Verzehr des Krautes, sondern führt zeitgleich zu einem gustatorischen und vielseitigen Genuss. Auch in der hochprozentigen Spirituose Absinth trägt das Wermutkraut neben Fenchel und Anis maßgeblich zum Geschmack bei.
Doch mit einer übermäßigen Aufnahme des Wildkrautes durch beispielsweise alkoholische Tinkturen wurden negative Effekte in Verbindung gebracht. Verantwortlich hierfür sei der Wirkstoff Thujon – ein ätherisches Öl – welches als Nervengift bekannt ist. Heutzutage müssen Sie jedoch nicht um Negativwirkungen bangen. Denn: Der zulässige Höchstwert für Thujon in Getränken ist begrenzt und liegt bei alkoholischen Getränken mit Artemisia-Arten bei 35 mg pro Kilogramm. Zudem stehen die Nebeneffekte des Konsums, die sich in Form von Halluzinationen sowie Schwindelgefühlen äußern, vielmehr in Verbindung mit einem übermäßigen Alkoholkonsum als mit dem Wermutkraut selbst.
In Europa etablierte sich im 18. Jahrhundert Wein mit Aromavielfalt aus der Natur. Eine ausbalancierte Mischung von Wermutkraut mit anderen aromatischen Wildkräutern führte letztlich zu dem Kräuterwein Wermut. Auf große Beliebtheit traf Wermut im 19. Jahrhundert in Europa. Die weiße Variante des Kräuterweines hat seine Wurzeln in Frankreich. Bekannt in dieser südlichen Region ist der Vermouth de Chambéry. Der Stadt Turin entsprang das italienische Pendant: Vermouth di Torino – ein Wermut mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Zudem ist Italien heutzutage für den rötlich-süßlichen Wermut bekannt. Trotz des farblichen Unterschiedes basieren beide Varianten auf Weißwein. Die Zugabe von Karamell führt nicht nur zu einer verführerischen Süße, sondern ist ebenso für die rote Farbe des Klassikers verantwortlich. Das Getränk Wermut ist heutzutage innerhalb der EU geschützt. So dürfen nur aromatisierte Weine diesen Namen tragen, sofern zusätzlich Kräuter der Artemis Gattung als Geschmackskomponente dienen.
Geschmacksvielfalt – Wermut als Ensemble von Süße und Aromareichtum
Doch woher stammen die Wurzeln der wohl gewählten Zusammensetzung des Wermutweines, ausgenommen von dem Wermutkraut selbst? Die komplexe Komposition des Kräuterweines setzt sich neben dem genannten Bitterkaut aus vielen weiteren Gewürzen und Kräutern zusammen. Beliebte Aromaten sind Zimt, Kamille, Kardamom und Majoran. Doch letztlich sind dem Kreativgeist keine Grenzen gesetzt. Auch Noten aus Eukalyptus, Ingwer, Muskatnuss und Vanille erweitern das sensorische Profil des Kräuterweines.
Doch genießen Sie das wohlschmeckende Getränk in harmonischem Maße, um einem Wermutbruder keine Konkurrenz zu sein. Denn: Trotz der angenehmen Süße enthält Wermut zwischen 14,5 und 22 % Alkohol. Der Kräuterwein ist zudem mit unterschiedlicher Süßkraft vorzufinden. Als extra trocken (englisch: extra dry) wird ein Wermut mit einem Zuckergehalt von unter 30 g pro Liter bezeichnet. Die trockene (englisch: dry) Variante liegt zwischen 30 und 50 g pro Liter. Eine etwas trockene (englisch: semi dry) Version basiert auf 50 bis 90 g Zucker pro Liter. Für Zuckermäuler bietet die leicht süße Variante (englisch: semi sweet) mit 90 bis 130 g pro Liter eine Alternative. Ein Gehalt von 130 bis 150 g pro Liter entspricht dem Grad süß (englisch: sweet).
Von der Vorspeise bis zum Hauptgang – ein Getränk mit Facettenreichtum
Historisch betrachtet galt der aromatisierte Wein als günstigere Alternative zu edlen Tropfen. Doch das Getränk ist heutzutage ein stilvoller Aperitif mit weltweiter Bekanntheit. Aufgrund des bitteren Geschmacks gilt Wermut als appetitanregend und findet daher häufig Einsatz zu Beginn einer Mahlzeit. Klassisch mit Eiswürfeln und einer Zitronenscheibe macht es beliebten Tonics Konkurrenz.
Haben Sie bereits die bekannte Marke Martini gekostet? Dann lag Ihnen hierbei auch das Wermutkraut bereits auf den Geschmacksknospen. Der gleichnamige Cocktail-Klassiker hingegen setzt sich aus Wermut und Gin im Verhältnis 1:6 zusammen, eine grüne Olive und eine Zitronenscheibe dienen als Erkennungsmerkmale. Für amerikanisches Flair sorgt der Cocktail Manhattan. Dieser besteht aus 2 cl des Kräuterweines und 5 cl Whiskey sowie aus einem Schuss Angostura Bitter, veredelt mit einer eleganten Kirsche im Cocktailglas. Probieren Sie doch einmal folgenden Longdrink zu lauen Nächten im Spätsommer aus:
Fruchtig-herber Wermut-Longdrink (Rezept für 4 Personen):
- 100 ml roter Wermut
- 300 ml trockener Sekt
- 100 ml Soda Wasser
- 1 Pfirsich
- 1 Bio-Orange
- 2 Zweige Rosmarin
- Eiswürfel
Geben Sie die flüssigen Zutaten in eine große Kanne. Waschen Sie das Obst und den Rosmarin. Schneiden Sie anschließend den Pfirsich in dünne Streifen und pressen Sie den Saft von einer halben Orange aus. Geben Sie den frisch gepressten Orangensaft, die Pfirsichscheiben und den Rosmarinzweig in die Karaffe. Lassen Sie den Longdrink über Nacht in Ihrem Liebherr-Kühlschrank durchziehen. Entfernen Sie am nächsten Tag den Rosmarinzweig. Kurz vor dem Servieren können Sie ein Stück Orangenschale, ein frisches Stück von dem Rosmarinzweig sowie Eiswürfeln in jedes Glas hinzugeben.
Doch der Kräuterwein kann bei weitaus mehr Gängen mitmischen, als nur im Reich der Flüssignahrung. Haben Sie Wermut schon einmal zum Kochen verwendet? Als Zutat in hellen Soßen verleiht Wermut eine unbekannte und zugleich bezaubernde Note, insbesondere bei Gerichten mit Fisch und Hühnchen. Der aromatisierte Wein kann im Risotto den Weißwein ergänzen und für zusätzliche Komplexität im Essen sorgen:
Risotto mit Pilzen und Wermut (Rezept für 4 Personen):
- 300 g Risottoreis
- 50 ml weißer Wermut
- 150 ml Weißwein
- 600 ml Gemüsefond
- 500 g Pilze nach Wahl
- 3 Schalotten
- 2 EL Olivenöl
- 50 g Butter
- Parmesan
Entfernen Sie den Schmutz von den Pilzen. Um den Geschmack der Pilze zu erhalten, sollten Sie hierbei kein Wasser verwenden. Schneiden Sie die Schalotten in kleine Würfel. Geben Sie die Würfel zusammen mit einem Esslöffel Butter in einen Topf und dünsten Sie die Schalotten bei mittlerer Hitze glasig. Fügen Sie dann den Risottoreis hinzu und garen diesen ebenso bis zu einem glasigen Erscheinungsbild. Löschen Sie den Reis nun mit Wermut ab. Nachdem dieser eingekocht ist, können Sie eine kleine Menge Weißwein hinzugeben. Diesen Vorgang wiederholen Sie so lange, bis auch der Weißwein verkocht ist. Im Anschluss daran erfolgt das gleiche Konzept mit dem Fond. Rühren Sie dabei stetig das Risotto um, sodass die Reiskörner nicht am Topfboden haften bleiben.
Kurz vor Ende der Garzeit des Risottos können Sie die gewaschenen Pilze in mundgerechte Stücke schneiden und in einer Pfanne auf mittlerer Stufe anbraten. Alsbald die Pilze bereits Farbe angenommen haben, können Sie das Olivenöl hinzufügen und die Pilze noch kurz weitergaren. Würzen Sie die Pilze zum Schluss mit Salz und Pfeffer. Nachdem jegliche Flüssigkeit durch den Risottoreis aufgenommen wurde, heben Sie die restliche Butter sowie geriebenen Parmesan unter. Schmecken Sie das Risotto mit Salz und Pfeffer ab und geben Sie zum Schluss die gebratenen Pilze hinzu.