Hochwertige Obstbrände erfreuen sich insbesondere in Süddeutschland, Österreich, dem Elsass und der Schweiz großer Beliebtheit und die „flüssigen Früchtchen“ sind oft angenehme Alternativen zu Cognac, Brandy oder Grappa als anregendes Schlückchen nach dem Essen. Doch obgleich Deutschland sogar das Obstbrandland Nr. 1 in Europa ist – nirgendwo sonst gibt es so viele Brennereien wie hier – ist die begriffliche Unterscheidung von Obstwasser und Obstgeist nach wie vor nur wenigen Genießern bekannt.
Zur Unterscheidung von Wasser oder Geist muss man zunächst den üblichen Herstellungsprozess eines Obstdestillats verstehen. Die frischen Früchte werden zunächst eingemaischt, das heißt mit dem Saft zerkleinert, und dann vergoren, es entsteht also eine Art Obstwein, in dem freilich auch das gesamte Fruchtfleisch noch enthalten ist. Diese vergorene Maische wird dann destilliert und somit der darin enthaltene Alkohol, aber auch die Fruchtaromen, herausgelöst. Einen solchen Brand, bei dem der destillierte Alkohol ausschließlich durch Vergärung des in den Früchten vorhandenen Zuckers entstanden ist, nennt man auch Obstwasser.
Bei besonders saft- oder zuckerarmen Früchten, sehr typisch zum Beispiel bei Himbeeren, geht man jedoch üblicherweise einen anderen Weg. Hier werden die Früchte einige Tage in reinem Alkohol eingelegt. Dadurch wird das Aroma ausgelöst, man sagt auch „mazeriert“, und der Alkohol wird anschließend noch einmal gebrannt. Ein solches Destillat nennt man dann einen Obstgeist. Es gibt aber auch Brennereien, die selbst aus Himbeeren eine Maische bereiten, diese vergären und destillieren, also ein Himbeerwasser erzeugen. Solche Raritäten sind jedoch nicht nur selten, sondern auch teuer: denn für eine Flasche eines solchen Himbeerbrandes braucht man rund 30 Kilogramm der Früchte.