Schon die Römer betitelten die Maulbeerbäume als „Sitz der Weisheit“ und die alten Griechen haben sie als „Nahrung der Götter“ bezeichnet. Als Zierpflanze im Garten und als Nutzpflanze in der Küche ist sie ein richtiges Allround-Talent. Warum die schwarzen, roten oder weißen Beeren trotzdem zwischendurch in Vergessenheit gerieten, erfahren Sie hier.
Bis ins 17. Jahrhundert war die Maulbeere äußerst beliebt – allerdings weniger wegen ihrer Früchte, sondern vielmehr aufgrund ihrer Blätter. Denn: Diese dienten als Nahrungsmittel für Seidenraupen. Daher führte Friedrich I. die weiße Maulbeere nach Deutschland ein. Erst als China begann, den Seidenmarkt zu dominieren und der deutsche Handel mit Seide zurückging, minimierten sich auch die Maulbeer-Bestände. Die Vorteile der Maulbeere als Lebensmittel waren damals noch gar nicht bekannt und so geriet die Maulbeere zunächst in Vergessenheit.
Schwarz, weiß oder rot?
Die Maulbeeren gehören zur Familie der Moraceae (Maulbeergewächse), verwandt sind sie beispielsweise mit der Feige. Die größten Anbaugebiete Europas finden sich jedoch vermehrt im Süden. Die Maulbeere bevorzugt nämlich eher wärmere Temperaturen sowie lockere Böden. Vergleichbare Bedingungen wie für den Weinbau sind für die Maulbeere optimal.
Die weiße Maulbeere weist die kleinste Wuchsform auf. Sie kann als Strauch oder Hecke angelegt werden und wird fünf bis maximal acht Meter hoch. Ihre Zweige sind dünn und fein behaart, die Blätter ei- bis herzförmig und die Borke zunächst mattgrün. Wenn der Strauch älter wird, wechselt die Borke ihre Farbe zu dunkelorange-braun. Geerntet werden können die weißen bis rosa Beeren ab Juni. Bis der Strauch Früchte trägt, dauert es jedoch in der Regel fünf bis sieben Jahre.
Die schwarze Maulbeere kann bis zu zehn Metern hoch werden, die Baumkrone ist dabei deutlich ausladender als bei ihrem weißen Pendant. Die Blätter sind oberseitig rau und glänzend dunkel, während die Unterseite flaumig und hell ist. Die Ernte der Beeren kann etwas später als die der weißen Maulbeere ab Juli stattfinden. Richtig reif sind die Beeren, wenn sie sich vom Baum schütteln lassen.
Die rote Maulbeere kam im Gegensatz zu der schwarzen und weißen Maulbeere nicht aus Asien, sondern aus Nordamerika nach Europa. Sie kann eine Wuchsgröße von bis zu 20 m erreichen und überragt damit die anderen Arten. Da sie deutlich unempfindlicher gegenüber Kälte und Wind als die schwarzen Beeren ist, verbreitet sie sich in Deutschland aktuell am stärksten.
Was unterscheidet sie von anderen Beeren?
Zunächst sieht die schwarze Maulbeere aus wie eine in die Länge gezogene Brombeere. Allerdings wächst sie im Gegensatz zur Brombeere an einem Baum. Da die Brombeere, wie auch die Himbeere, botanisch zu den Rosengewächsen gehört, weisen die Sträucher Stacheln auf, die bei den Maulbeerbäumen nicht vorzufinden sind.
Da auch sonst Sorten, die im Volksmund als Beeren deklariert werden, gar nicht botanisch als Beere gelten, ist eine weitere Zuordnung hier schwierig. Oder hätten Sie gedacht, dass auch Bananen, Melonen und sogar Paprika oder Auberginen eigentlich in der Botanik als Beere gelten? Erdbeeren hingegen zählen zu den Sammelnussfrüchten und die angesprochenen Brom- und Himbeeren zu den Sammelsteinfrüchten.
Wie gesund sind Maulbeeren?
Maulbeeren werden häufig schon als Superfood bezeichnet. Bereits in der traditionellen chinesischen Medizin dient der Maulbeersaft zur Regulation des Cholesterin- und Blutzuckerspiegels sowie als Schleimlöser bei Erkältungen. In jedem Fall enthalten Maulbeeren eine Menge Vitamin C, dass das Immunsystem stärkt. Auch ist die Frucht reich an Kalium und Natrium, wodurch die Regulation des Flüssigkeitshaushalts unterstützt werden soll. In welchen Mengen Sie Maulbeeren verzehrt müssten, um gesundheitsförderliche Effekte zu erzielen, ist jedoch nur in geringem Ausmaß erforscht und zudem von den individuellen Eigenschaften des Körpers abhängig.
Einkauf, Lagerung und Kücheninspiration
Die Früchte sollten Sie frisch vom Baum möglichst direkt verzehren oder durch Einkochen, Trocknen oder Einfrieren haltbar machen. Denn: Bereits nach ein bis zwei Tagen werden die Maulbeeren sehr weich und zerlaufen förmlich. Eingekocht als Sirup oder Marmelade halten sie sich natürlich ebenso lange wie andere Marmeladen. Auch der Saft der Maulbeeren wird immer beliebter. Er ähnelt geschmacklich dem Brombeersaft, weist jedoch vergleichsweise wenig Säure und ein zartes Rosenaroma auf.
Als Kuchenbelag eignen sich Maulbeeren zusammen mit Kirschen oder Erdbeeren besonders gut. Die anderen Obstsorten unterstützen dabei das Aroma der Maulbeere. In Cookies oder Muffins machen sich die Beeren – frisch oder getrocknet – auch sehr gut. Auch Salaten kann durch Maulbeeren eine besondere Note hinzugefügt werden. Bereiten Sie doch einmal einen Reissalat aus Naturreis zu, den Sie mit Nüssen, Maulbeeren und Pfirsichen ergänzen. Als Dressing eignet sich ein Sesam-Dressing, ein fruchtiges Orangen-Dressing oder auch eine Joghurt-Minze-Soße.
Aber auch getrocknet lassen sich Maulbeeren vielfältig einsetzen. So können Sie sie beispielsweise in Müslis beigegeben oder einfach so als Topping für Joghurt und Quarkspeise nutzen. Sie können die getrockneten Beeren auch zerkleinern und mit Nüssen und Datteln mischen. Mit Zartbitterschokolade bestrichen können Sie so einen leckeren Snack für Zwischendurch zaubern.