In der zweiten Folge unserer Weinfehler-Serie haben wir uns mit der Oxidation eines Weines beschäftigt. Diese ist stets in Relation zum Alter des Weines zu beurteilen. Was bei einem jungen Wein als Fehler zu werten ist, kann bei einem alten Wein als natürliche Veränderung während seines Lebenszyklus angesehen werden. Keinen Ermessenspielraum gibt es jedoch bei einer fortgeschrittenen Oxidation. Wir klären auf!
Eine fortgeschrittene Oxidation liegt vor, wenn Ihr Wein bereits deutlich von Acetaldehyd, auch Ethanal genannt, in Geruch und Geschmack geprägt ist. Diese Substanz entsteht bei der Oxidation von Ethanol, also des im Wein befindlichen Alkohols und äußert sich in einer stechend-scharfen, seltsam metallisch-fruchtigen Note. Dann kann auch eine noch so alte, ehrwürdige Flasche Wein nicht mehr mit Genuss konsumiert werden.
Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Bei lange im Fass gereiften Likörweinen wie beispielsweise manchen Arten von Portwein oder Madeira trägt ein gewisser Gehalt an Acetaldehyd zur Komplexität im Aroma bei und ist für diese Weine durchaus typisch. Wenn ein herkömmlicher Wein einen deutlichen Gehalt von Acetaldehyd aufweist, spricht man dann auch davon, dass dieser „maderisiert“ ist – auch wenn er mit dem berühmten Likörwein aus Portugal nichts gemein hat.
Eine weitere Ausnahme ist der trockene Fino Sherry aus Andalusien. Auch dieser Wein zeigt üblicherweise eine deutliche Note von Acetaldehyd. Hier ist aber nicht die Oxidation der Grund dafür. Fino Sherrys werden ohne Lufteinfluss, also nicht oxidativ im Fass gereift. Für diese Weinart ist es nämlich unerlässlich, dass sich im Fass eine „Flor“ genannte Schicht aus speziellen Hefezellen auf der Oberfläche des Weins bildet. Diese Florhefe erzeugt als Stoffwechselprodukt dann ebenfalls Acetaldehyd, obwohl der Wein keinesfalls oxidiert ist!