Ob bei Cognac, Weinbrand oder Brandy: Die Unsitte, das für einen solchen edlen Brand bestimmte Glas vor dem Servieren zu erwärmen, hält sich leider noch immer recht hartnäckig. Selbst bei Barleuten, Restaurantbesitzern und sogar Sommeliers. Dabei ist auch die Wahl der richtigen Glasform entscheidend für vollendeten Genuss.
Auch wenn dem ja eigentlich der gute, aber irrtümliche Wille zu Grunde liegt, damit das Bukett des Destillats zu verstärken, so ist es doch ein schwerer Fehler, das Glas für einen Cognac oder Brandy vorzuwärmen. Wie sehr dies dem Genuss abträglich ist, kann man einfach durch ein Schnuppern an einem solchermaßen erwärmten Cognac selbst erkennen. Der Duft des noblen Weinbrandes blüht hierdurch nämlich keinesfalls auf, sondern verwandelt sich in einen stechenden Alkoholdunst.
Cognac – die ideale Temperatur
Idealerweise dürfte hingegen der Cognac beim Servieren sogar ein, zwei Grad weniger als die umgebende Zimmertemperatur haben, um sich dann ganz langsam dieser anzupassen. Die dabei nach und nach aus dem Glas aufsteigenden Aromen zeigen dann die ganze Vielschichtigkeit des edlen Getränks. Besonders deutlich wird diese bei kaum einer anderen Spirituose in solcher Fülle anzutreffende Komplexität, wenn man nicht das früher allgemein übliche ballonförmige Schwenkerglas benutzt, sondern jenes deutlich schlankere, tulpenförmige Glas, wie es vor allem auch am Ursprung des Cognac in der französischen Region Charente verwendet wird. In diesen Gläsern bildet sich ein so genannter Duftkamin, in dem die vielfältigen Aromen besonders deutlich zu erschnuppern sind.
Langsam dem Cognac nähern
Ein echter Kenner wird bei der Verkostung auch nicht sofort dazu übergehen, das Destillat schon vor dem ersten Riechen im Glas zu schwenken. Dies setzt zwar vermehrt Duftstoffe frei, vermischt aber auch die einzelnen Nuancen untereinander. Viel spannender ist es, sich dem Cognac langsam anzunähern. Wer genau hinschnuppert, wird nämlich auf Grund der unterschiedlichen Flüchtigkeit der verschiedenen Aromen feststellen, dass man mit der Nase einige Zentimeter vom Glasrand entfernt ganz eigene Nuancen riechen kann. Erst wenn man all die verschiedenen Duftschichten einzeln entdeckt und wahrgenommen hat, geht der echte Cognackenner dazu über nun das Glas zu schwenken und somit die Aromen in ihrer Verbindung zu genießen.