Krummes Gemüse – Lebensmittel retten lohnt sich!
Die Gurken liegen in Reih und Glied nebeneinander, die Bananen formen sich alle in derselben Krümmung – wie kann das sein? Denn: Jede und jeder, der oder die sich zu Hause schon einmal am Gemüseanbau probiert hat, weiß, dass in der Natur die wundersamsten Formen entstehen. Herzchen-Kartoffeln und Karotten mit zwei Armen sind hier keine seltene Ausnahme. Doch wo landet krummes Gemüse? Die Exemplare an Obst und Gemüse, die nicht der Norm entsprechen? Und wie kann man krumme Lebensmittel retten? Antworten auf diese Fragen finden Sie hier im FreshMAG.
Krummes Obst und Gemüse
Viele Millionen Tonnen krummes Obst und Gemüse landen Jahr für Jahr im Müll. Offizielle Zahlen rechnen dabei nicht einmal Ernteverluste ein. Doch auch nach der Ernte werden noch viele Teile aussortiert. Zu dünn, zu dick, zu groß, zu klein, zu krumm – alles, was vom „Standard“ für Gemüse abweicht, wird aussortiert. Hinzu kommen jene Lebensmittel, die kleine Verfärbungen, Kratzer oder andere optische Makel aufweisen. Einer der Hauptgründe für das Aussortieren von Obst oder Gemüsestücken sind dabei Qualitätsanforderungen, die seitens der EU oder verarbeitenden Betrieben vorgegeben werden. Doch auch die Konsumierenden sind inzwischen an makelloses Obst und Gemüse gewöhnt und meiden daher die krummen Varianten.
Auch wenn sich der Mythos weiterhin hält, dass die Supermärkte den Vorgaben der EU unterliegen, gelten diese schon Jahre nicht mehr. Der Krümmungsgrad von Gurken, der häufig als Beispiel herangezogen wird, wurde bereits 2009 wieder abgeschafft. Oft sind es nun die Supermärkte selbst, die diese Regeln an Herstellende weitergeben. Natürlich immer unter Berücksichtigung dessen, was von Einkaufenden am meisten nachgefragt wird. Doch dazu gibt es keinen Grund. Denn: „Krummes“ Obst und Gemüse steht „makellosem“ im Geschmack in nichts nach. Zudem kann es spannend sein, die verschiedenen Formen zu sehen und zu verarbeiten – das Auge isst ja bekanntlich mit. Sollte Ihnen die Form so gar nicht zusagen, können Sie die entsprechenden Teile auch immer noch in Eintöpfen oder ähnlichen Gerichten verarbeiten. In kleine Stücke geschnitten, sieht das Gemüse am Ende immer gleich aus.
Doch die Realität ist häufig aktuell noch eine andere. So landen große Teile der Kartoffel- oder Karotten-Produktion geschreddert im Tierfutter oder Äpfel mit Makeln werden direkt an Saftereien verkauft. Eine große Menge landet jedoch einfach im Müll – und das muss nicht sein!
Kurz gesagt: Viele Lebensmittel landen unnötig auf dem Müll. Dabei werden diese nicht mehr aufgrund von EU-Normen aussortiert, sondern weil die Supermärkte entsprechende Regeln für die herstellenden Betriebe aufstellen.
Schnellinfo Krummes Obst und Gemüse
- Jährlich landen Millionen Tonnen krummes Obst und Gemüse im Müll
- Aussortiert werden Produkte aufgrund von Größen-, Form-, Farb- oder Qualitätsanforderungen
- EU-Normen sind für das Aussortieren von krummem Obst und Gemüse nicht mehr maßgeblich
- Supermärkte stellen oft eigene Regeln für herstellende Betriebe auf
- Krummes Obst und Gemüse schmeckt genauso gut wie makelloses
- Viele aussortierte Lebensmittel landen im Tierfutter oder werden direkt an Saftereien verkauft
- Eine große Menge landet jedoch einfach im Müll, was vermieden werden sollte
Zero Food Waste
Zero Food Waste ist eine Bewegung, die sich für eine Reduzierung von Lebensmittel Verschwendung einsetzt. Dabei geht es darum, Lebensmittel bewusst zu kaufen und zu konsumieren, um möglichst wenig davon wegwerfen zu müssen. In diesem Zusammenhang spielen die Einkaufsplanung, das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Resteverwertung eine entscheidende Rolle. In den folgenden Abschnitten werden diese Themen genauer beleuchtet.
Einkauf planen für Zero Food Waste
Wichtig für Zero Waste zu Hause ist vor allem eine gute Einkaufsplanung. Kontrollieren Sie dafür vorab Ihre Vorräte – so verlieren Sie fast vergessene Schätze in der Abstellkammer nicht aus den Augen. Planen Sie im Anschluss am besten Ihren gesamten Wocheneinkauf. Schreiben Sie eine Einkaufsliste für die geplanten Mahlzeiten. Die HNGRY App ist eine Kombination aus Einkaufsliste und Vorrats App und damit ein nützlicher Alltagshelfer für Zero Food Waste.
Halten Sie sich beim Einkauf an Ihre Einkaufslisten, wissen Sie, dass bis zum Ende der Woche alles, was Sie kaufen auch verbraucht wird. Dem Verderb von Lebensmitteln können Sie so entgegenwirken. Zudem lohnt es sich, XXL-Packungen und Sonderangebote kritisch zu hinterfragen. Ist die größere Menge wirklich notwendig oder würden Sie letztendlich nur dafür bezahlen, nach einigen Wochen Lebensmittel in die Tonne zu werfen?
Mindesthaltbarkeitsdatum und Zero Food Waste
Ein weiteres Thema: das Mindesthaltbarkeitsdatum. Wichtig: Hierbei handelt es sich um eine Empfehlung der herstellenden Betriebe. Nur wenige Lebensmittel, wie zum Beispiel frisches Hack, weisen ein Verbrauchsdatum auf. Anschließend sollte das Lebensmittel nicht mehr verzehrt werden. Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums gilt jedoch: Verlassen Sie sich auf Ihre Sinne. Schauen Sie sich das Produkt genau an, riechen Sie daran und machen Sie eine kleine Geschmacksprobe. Alles wie immer? Dann zurücklehnen und weiterhin genießen. Das ist häufig mehrere Tage bis Wochen nach „Ablauf“ des Mindesthaltbarkeitsdatums unbeschwert möglich. Wenn Sie wissen, dass Sie Lebensmittel zeitnah aufbrauchen, können Sie so auch Lebensmittel im Supermarkt einkaufen, die am Einkaufstag „ablaufen“ und so einen Teil zur Zero Food Waste Bewegung beitragen. Da diese Lebensmittel häufig preislich reduziert sind, können Sie sogar etwas Geld sparen.
Genuss trifft Zero Food Waste
Sind Karotten dann doch einmal nicht mehr so knackig oder Äpfel etwas mehlig, lassen sich diese trotzdem noch zu schmackhaften Gerichten verarbeiten. Das meiste Gemüse schmeckt hervorragend, wenn es mit Olivenöl und ein paar Gewürzen im Ofen gebacken wurde. Generell eignen sich jegliche Ofengerichte oder eben auch Suppen und Eintöpfe zur Resteverwertung. Mehlige Äpfel oder andere Obstsorten eignen sich auch noch immer gut, um beispielsweise einen leckeren Obst-Crumble zuzubereiten. Mit etwas Vanilleeis wird aus vermeintlich qualitätsverminderten Äpfeln ein wahrer Gaumenschmaus. Erkennen Sie bereits etwas frühzeitiger, dass Sie die eingekaufte Gemüsemenge nicht aufbrauchen können, bevor diese an Qualität einbüßt, können Sie das Gemüse in kleine Stücke schneiden, blanchieren und einfrieren. Obst, wie Beeren, Äpfel oder Kirschen beispielsweise, können auch zu Obstmus oder Grütze eingekocht werden und so gerettet werden. Konservierung ist eine weitere gute Möglichkeit, Lebensmittel zu retten. Außerdem sollten Sie immer en richtigen Lagerort für Obst und Gemüse in Ihrem Liebherr-Kühlschrank wählen. Wo genau im Kühlschrank Sie welche Lebensmittel am besten wie lagern, lesen Sie hier: Kühlschrank richtig einräumen.
Ein weiterer Tipp: Informieren Sie sich, welche Teile von Lebensmitteln, die Sie sonst wegschmeißen würden, noch verwertbar sind. Aus Schalen von Kartoffel, Karotte, Zwiebel und Co lässt sich beispielsweise immer Gemüsebrühe kochen. Aus vielen, sonst ungenutzten, Stielen und Blättern lassen sich zudem Pesto- und Chips-Variationen herstellen. Experimentierfreude lohnt sich hier!
Schnelltipp für Zero Food Waste
- Gute Planung und eine Übersicht über die eigenen Vorräte sind sehr wichtig, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden
- Auch krummes Gemüse kann kulinarische Gaumenfreuden auslösen
- Bevor es endgültig zu spät ist, können Sie Lebensmittel mit kleinen Makeln einfrieren, einmachen oder anderweitig konservieren
- Viele Pflanzenteile, die viele achtlos in den Müll schmeißen, können noch in leckere Snacks verwandelt werden – werden Sie kreativ!
Gezielt krummes Gemüse kaufen
Um auch krummem Gemüse eine Chance zu geben, bietet es sich an, auf dem lokalen Wochenmarkt einkaufen zu gehen. Da die Landwirt:innen hier direkt an die Verbrauchenden verkaufen, müssen sie sich keinen bestimmten Normen unterwerfen. Achten Sie beim nächsten Mal darauf und wählen Sie gerne die krummen Exemplare. Zudem gibt es mittlerweile Anbieter, die ausschließlich krumm und schief gewachsene Exemplare, die vom ersten Markt aussortiert wurden, in Boxen verschicken. Hierfür können Sie zum Beispiel bei Etepetete vorbeischauen. In manchen Regionen gibt es zudem mittlerweile „Reste-Supermärkte“, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eben ausschließlich die speziell geformten Lebensmittel zu verkaufen. Auch in normalen Supermärkten gibt es mittlerweile immer wieder Aktionen und langfristige Kampagnen, die sich für den Verkauf von krummem Gemüse einsetzen – achten Sie bei Ihrem nächsten Einkauf darauf.
Zero Food Waste mit Apps
Mittlerweile gibt es auch einige Apps für Zero Food Waste. So können Restaurants und Supermärkte über die Too good to go-App beispielsweise kurz vor Ladenschluss Lebensmittel zu geringerem Preis verkaufen, die sie sonst nach Feierabend entsorgen müssten. Die App Zu gut für die Tonne! schlägt Ihnen Rezepte vor, die Ihre Reste optimal verwerten. Die vorliegenden Zutaten können in das Suchfeld eingegeben werden, das entsprechende Rezept wird Ihnen dann bereitgestellt. Aber auch Einkaufslisten lassen sich in der App zusammenstellen. Für das Erstellen von Einkaufslisten eignet sich die HNGRY App sehr gut. Diese hilft Ihnen einen Überblick über Ihre Einkäufe und Vorräte zu behalten und so Lebensmittelabfall zu vermeiden. Mit HNGRY können Sie auch geteilte Einkaufslisten erstellen, die alle im Haushalt bearbeiten können.
Auch Organisationen wie Foodsharing oder die Tafeln wirken natürlich den großen Mengen an Lebensmittelabfall entgegen. Deren Arbeit besteht darin, Lebensmittel von Orten, an denen sie nicht mehr verkauft oder benötigt werden, an Orte zu transportieren, wo sie noch genutzt werden. So können zum Beispiel auch bedürftige Personen mit recht frischen Lebensmitteln versorgt werden. Werden auch Sie nun zur Lebensmittel-Rettenden und achten Sie beim nächsten Einkauf auf Optionen, die jenseits der Norm liegen!
Schnellinfo Zero Food Waste mit Apps
- Apps wie die HNGRY App können helfen, einen Überblick über Vorräte und Einkäufe zu behalten und so Lebensmittelabfall entgegenwirken
- Abo-Systeme wie Etepetete helfen, speziell gewachsene Lebensmittel direkt zu verkaufen, um sie so vor der Tonne zu retten
Organisationen wie Foodsharing oder die Tafeln helfen auch dabei, Lebensmittel zu retten und an Bedürftige weiterzugeben