Das ist die Geschichte von L 319, dem Liebherr-Bus und Kleintransporter, der in den Anfangsjahren von Liebherr-Hausgeräte in der ebenfalls noch jungen Bundesrepublik Deutschland tourte, um den Verkauf von Kühl- und Gefriergeräten anzukurbeln. Als „Fahrendes Schaufenster“ war der Liebherr-Bus zwischen Flensburg und Oberstdorf unterwegs. Was aus dem Bus wurde? Eine Spurensuche.

Als die Sparte Hausgeräte im Jahr 1955 von Hans Liebherr gegründet wurde, war ein umgebauter Kleintransporter von Mercedes Benz eines der ganz besonderen Aushängeschilder des noch jungen Unternehmens. Seine Bezeichnung: L 319. Der Transporter war anfangs noch farblich gehalten in schwarz und gelb, den Farben der Liebherr-Hauptsparte Krane. Erst später wurde er in das für die Sparte Hausgeräte eigene blau umlackiert. Der Kleintransporter sowie weitere Fahrzeuge vom Typ Ford Taunus Transit waren deutschlandweit unterwegs und gingen von Ochsenhausen (Baden-Württemberg) aus regelmäßig auf Tour, um die neuesten Kühlschränke in der Bundesrepublik Deutschland vorzustellen. Denn: 1962/1963 verfügten erst rund 52 Prozent der bundesdeutschen Haushalte über einen Kühlschrank. Es gab also noch viel zu tun in den Bereichen Vertrieb und Marketing von Kühlschränken.

Von Süddeutschland aus bis in den hohen Norden

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„Einer der Besten“, so lautete der Schriftzug auf dem Liebherr-Bus.

Und so gingen die Reisen von L 319 von West nach Ost in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Von Ochsenhausen bis nach Flensburg und wieder zurück. Ins Ruhrgebiet ebenso, wie an die damalige Zonengrenze im Bayerischen Wald. Bundesweit rollten der Mercedes Benz L 319 und die Ford Taunus Transit Modelle auf den Straßen und brachten Kunden den Namen Liebherr und die Produkte, sprich Kühl- und Gefriergeräte näher.

Liebherr-Bus: Anmelden beim Vertrieb war erforderlich

Beim Vertrieb in Ochsenhausen konnten Großhändler die Fahrzeuge mieten, um ihren Kunden vor Ort die neuesten Kühlschrank-Modelle zu präsentieren. Schließlich gab es noch keine großen Elektrofachmärkte mit riesigen Ausstellungsflächen, wie man sie heute kennt. Der direkte Kontakt zu den Kunden stand für die Liebherr-Fachhändler schon damals stets im Fokus.

Umbau von L 319 zum „Fahrenden Schaufenster“

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Auf der Ladefläche waren Ausstellungsstücke zu sehen, wie in einem Schaufenster.

Um die Produkte auch optimal zu präsentieren, wurde der Kleintransporter aufwändig umgebaut. Auf der Ladefläche wurden spezielle Podeste montiert, auf denen die jeweils aktuellen Modelle gut sichtbar waren. Durch die großen Glasscheiben rechts und links hinten hatten Kunden immer beste Sicht auf die Liebherr-Kühlschränke. Zudem prangte an den Flanken des Fahrzeugs der Schriftzug „Einer der Besten! Liebherr“.

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Der Liebherr-Bus in der Seitenansicht.

Und auch das Heck der Fahrzeuge war so umgebaut, dass eine Scheibe immer beste Sicht auf die Geräte bot. Der L 319 war das „fahrende Schaufenster“ von Liebherr-Hausgeräte! Bis ins Jahr 1968 war der Liebherr-Bus so in Deutschland unterwegs und sammelte neben vielen tausend Kilometern auf dem Tacho auch Sympathien in allen Regionen für Liebherr als Unternehmen – und für die modernen Kühl- und Gefriergeräte. Übrigens: Noch heute hört man von älteren Menschen, wie ihnen die Marke Liebherr so auch als Hersteller von Kühl- und Gefriergeräten gegenwärtig wurde.

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Auch von hinten durchaus ein Hingucker: L 319.

L 319 fuhr bis 1968

Nach den vielen Jahren auf der Straße war wohl im Jahr 1968 der letzte Einsatz für den Kleintransporter gekommen und L 319 sowie die anderen Vertriebsfahrzeuge ereilte das Schicksal so vieler Gebrauchsfahrzeuge. Mit etlichen tausend Kilometern auf der Tacho Uhr war somit der Tag des Abschieds gekommen. Denn da Busse Gebrauchsfahrzeuge waren und sind – und dementsprechend genutzt wurden, wurde damals noch wenig Wert auf ihren Erhalt für die Nachwelt gelegt.

Liebherr-Bus als Sammlermodell im Maßstab 1:50

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Bei Sammlern hoch im Kurs: das Modellauto von L 319.

Dennoch: Das vielleicht bekannteste aller Liebherr-Firmenfahrzeuge ist auch heute noch präsent. Zum Beispiel auf alten Werbeplakaten von Liebherr-Hausgeräte oder als Spielzeug-Modellauto. Im Jahr 2006 wurde für Liebherr- und Retro-Fans der L 319 als Modell im Maßstab 1:50 im Liebherr-Shop angeboten. Mit großem Erfolg! Aktuell sind alle der rund 10.000 Modelle des L 319 ausverkauft.

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Der L 319 als „Torten-Nachbau“ – eine süße Versuchung.

Außerdem wurde der Liebherr-Bus L 319 schon als Torte „nachgebaut“ und verewigt. Zum Start der Social Media Aktivitäten von Liebherr-Hausgeräte 2015 im asiatischen Raum, gab es den historischen Liebherr-Bus als leckere Köstlichkeit aus Marzipan und Teig. So hatte der Bus auch noch eine „süße Wiederkehr“ – als Erinnerung an das „Fahrende Schaufenster“ der Sparte Liebherr-Hausgeräte aus einer längst vergangenen Zeit.

Hintergrund-Info: Mercedes Benz L 319

• Bauzeitraum: 1955 bis 1963
• Motor: Ottomotor M 121
• Hersteller: Daimler Benz
• Hubraum: 1897 cm³
• Höchstgeschwindigkeit: 95 km/h (bis 1960), 100 km/h (ab 1961)
• Getriebe: 4 Vorwärts- / 1 Rückwärtsgang
• Zulässiges Gesamtgewicht: 3600 kg
• Verkaufte Fahrzeuge: ca. 140.000