China ist heute keinesfalls mehr nur ein riesiger potentieller Importmarkt für westliche Weine. Vielmehr hat sich das Reich der Mitte selbst zu einem der größten Weinerzeuger der Welt gemausert: Rund 80 Prozent des im Land konsumierten Rebensafts wird heute auch dort produziert.
„Man sollte die Produktion von Trauben und Wein kräftig entwickeln, damit das Volk mehr Wein trinkt“, sagte Mao Zedong bereits 1954. Sechzig Jahre später sollte sich dieser Wunsch des „Großen Vorsitzenden“ in einer Weise erfüllt haben, die sich selbst Mao wohl kaum vorstellen konnte. Mit einer Rebfläche, die rund dem sechsfachen der Größe der deutschen Weinberge entspricht und einer erzeugten Gesamtmenge von 11,6 Millionen Hektolitern Wein, lag die Volksrepublik im Jahr 2014 hinter Frankreich, Italien, Spanien, USA, Argentinien und Australien bereits auf Platz Sieben der Weinländer weltweit – und damit noch vor Weingiganten wie Südafrika oder Chile.
Chinesen lieben Rotwein
Interessant ist dabei, dass in China vor allem Rotwein getrunken wird, der rund 80 Prozent der Gesamtkonsumation ausmacht. 2013 stieg China damit noch vor Frankreich und Italien zum weltgrößten Rotweinmarkt auf. Allen voran werden hierfür die aus Bordeaux bekannten Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot angebaut. Aber auch eine in China Cabernet Gernischt genannte Traube ist weit verbreitet, die auf die früher in ebenfalls Bordeaux beheimatete Rebsorte Carmenère zurückgeht.
Die Anfänge des Weinanbaus in China
Obwohl die Anfänge des Weinbaus im Reich der Mitte bis in 19. Jahrhundert zurück reichen, als auf der Halbinsel der Provinz Shandong im Nordwesten Chinas das erste Weingut des Landes gegründet wurde, führte das für chinesische Gaumen lange Zeit eher seltsam anmutende Getränk aus vergorenen Trauben jedoch über viele Jahrzehnte hinweg ein Schattendasein. Erst im Zuge der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und mit tatkräftiger und beratender Hilfe westlicher Experten explodierte der Weinbau in der vergangenen Dekade geradezu. Insbesondere die jüngere Generation des immens schnell wachsenden städtischen Mittelstands in den Mega-Cities an der Ostküste hat nun den Weinkonsum als Ausdruck des angesagten westlichen Lebenstils für sich entdeckt.
Weingüter entstehen im Stile europäischer Schlösser
Doch nicht nur auf Umfang und Qualität des Weinbaus ist man stolz, mindestens ebenso wichtig scheint den chinesischen Winzern repräsentativer Glanz zu sein. Viele der Weingüter werden im Stile von europäischen Schlössern errichtet und wirken dabei in der chinesischen Provinz oft wie außerirdische Fremdkörper. Diese oft wie „Disneylands für Weintrinker“ anmutenden Chateaus können in Europa kaum vorstellbare Dimensionen annehmen.
So wurde kürzlich in Nähe der zentralchinesischen Millionenstadt Xi’an, die westlichen Besuchern vor allem für die Ausgrabungsstätte der Terrakotta-Armee bekannt ist, mit Chateau Changyu Rena ein Weingut in der Größe von Schloss Neuschwanstein eröffnet. Ein Beispiel dafür, dass nicht nur der Wein selbst in China in Mode gekommen ist, sondern auch der Weintourismus sich rasant entwickelt. Rund eine Million Weininteressierte pro Jahr sollen laut Planung in Zukunft das mit 35 Meter hohen Mauern umgebene Weinschloss von Changyu Rena besuchen.
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