Viele bunte Farbtupfer, umringt von sattem Grün: Allein der Anblick von Wildpflanzen ist ein purer Genuss. Noch mehr zu bieten haben alle essbaren Exemplare des Pflanzenreichs. Die wilden Kräuter verzaubern uns mit neuen, aufregenden Geschmackserlebnissen und stecken zudem voller gesunder Nährstoffe. Beim Sammeln der Pflanzen gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten. Finden Sie hier Tipps und Inspirationen und holen Sie die bunte Vielfalt der Natur auch in Ihre Küche!
Allein in Europa sind über 12.000 verschiedene Pflanzenarten beheimatet. Etwa 1.500 davon sind für uns Menschen essbar. Das ist zwar eine ganze Menge, erfordert allerdings einen geschulten Blick. Viele essbare Pflanzen haben täuschend ähnliche Verwandte, deren Verzehr giftig wäre. Deshalb heißt es: Augen auf beim Sammeln! Nur so können wir die Vorzüge der Wildkräuter voll und ganz genießen.
Tipp 1: Wildkräuter sicher bestimmen
Bevor es mit dem Sammeln losgeht, besorgen Sie sich am besten ein Buch über essbare Wildpflanzen mit genauen Abbildungen und Beschreibungen der einzelnen Pflanzenarten. Oft finden sich darin auch gezielte Hinweise auf die Unterschiede zwischen den essbaren Kräutern und ihren giftigen Verwandten. Damit lassen sich Verwechslung- und Vergiftungsrisiken sicher ausschließen. Die wichtigste Regel: Bei jeder noch so kleinen Unsicherheit die Pflanze besser stehen lassen, als ein Gesundheitsrisiko in den Sammelkorb zu legen.
Für den Anfang eignen sich bekannte Arten mit geringem Verwechslungsrisiko am besten. Dazu zählen zum Beispiel Löwenzahn und Brennnessel. Integrieren Sie neue Arten schrittweise in Ihr Sammelrepertoire, um den spezifischen Blick zu schulen. Schauen Sie sich zuvor alle Merkmale genau an, das gibt Sicherheit bei der Bestimmung. Eine weitere tolle Möglichkeit für Einsteiger: geführte Wildkräuterwanderungen. Neben einer Menge guter Laune an der frischen Luft bekommen Sie dabei ein Gefühl und etwas Übung für das richtige Bestimmen und Sammeln.
Bei Löwenzahn können Sie nichts falsch machen – ideal, um die Wildkräuterwelt Schritt für Schritt kennenzulernen.
Tipp 2: Die richtige Sammelstelle auswählen
Auch wenn das Sammeln vor der eigenen Haustür beginnen kann: Nicht alle Stellen sind als Sammelstelle geeignet. Naturschutzgebiete zum Beispiel sind generell tabu! Ebenso ist das Pflücken geschützter Arten an keiner Stelle zulässig. Ansonsten gilt: Dort sammeln, wo die Pflanzen keinen Umweltbelastungen ausgesetzt sind. Wer will schon Abgase, Hundekot oder Pestizide aus der Landwirtschaft in seinem Wildkräutersalat haben? Meiden Sie daher Ränder stark befahrener Straßen sowie Bahndämme, Hundewiesen, viel genutzte Parks, die Umgebung gespritzter Felder und Schuttplätze.
Ob Wald, Gewässer und Sumpfgebiete, nährstoffreiche Wiesen oder Äcker und Gärten: Jede Pflanzenart hat einen charakteristischen Hauptstandort. So finden wir Brennnessel, Bärlauch und Giersch vorwiegend im Wald, während Löwenzahn und Gänseblümchen Wiesenflächen zieren. Für das Sammeln von Wasserminze oder Brunnenkresse müssen wir mit wasserdichten Gummistiefeln losziehen. Dagegen tummelt sich auf Äckern, in Gärten und an Straßenrändern vieles, was wir als „Unkraut“ bezeichnen. Hier ist beim Sammeln besonders auf mögliche Umweltbelastungen zu achten.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: So finden wir, was wir suchen. Der Frühling ist die beste Sammelzeit, da die jungen Pflanzen dann besonders mild und bekömmlich sind. Sogenannte Sammelkalender führen auf, wann die beste Erntezeit für die jeweiligen Pflanzenarten und deren einzelne Pflanzenteile, zum Beispiel Blüten, Blätter oder Wurzeln, ist.
Tipp 3: Wildpflanzen gekonnt ernten und transportieren
Schere, Messer, Spaten, Handschuhe: wichtige Begleiter beim Sammeltrip. Mit Schere und Messer lassen sich oberirdische Planzenteile schonend ernten. Der Spaten hilft, wenn die Wurzel Verwendung finden soll. Handschuhe schützen vor Stacheln und Brennhaaren und sind deshalb nur für die Ernte mancher Arten notwendig. Als Transportgefäß eignen sich am besten ein kleines, luftiges Körbchen oder Papiertüten. Legen Sie verschiedene Arten am besten getrennt voneinander hinein.
Wichtig: Damit unsere wilden Delikatessen ihre Aufgaben im Ökosystem wahrnehmen können und auch weiterhin für uns wachsen, ist eine maßvolle Ernte entscheidend. Pflücken Sie daher nie alle Exemplare einer Art und generell nur so viele Pflanzen, wie in ein kleines Körbchen passen. Prüfen Sie im Vorfeld: Ist die Pflanze sauber und gesund, das heißt frei von Fäulnis, Pilz- und Parasitenbefall? Andernfalls eignet sie sich nicht zum Verzehr und sollte stehen bleiben.
Tipp 4: Schmackhaft zubereiten
Daheim angekommen wollen Wildkräuter am liebsten direkt ihr Potenzial entfalten. Je frischer Sie die Pflanzen verarbeiten, desto mehr profitieren Sie von dem hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen, den Wildpflanzen aufweisen. Dieser ist fast dreimal so hoch wie bei kulturell angepflanztem Gemüse. Außerdem enthalten Wildpflanzen wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, die unserer Gesundheit ebenfalls zu Gute kommen. Andere Arten wie Waldmeister, Sauerklee, Huflattich und Beinwell sind zwar auch sehr gesund, dürfen aber nur in moderaten Mengen verzehrt werden. Der Grund: Neben gesundheitsförderlichen Stoffen enthalten diese Arten auch Stoffe, die in zu hohen Mengen schaden können.
Die Zubereitungsmöglichkeiten für Wildpflanzen sind enorm vielseitig. Welche Teile nutzbar sind, verrät ebenfalls ein Wildpflanzenbuch. Ob roh oder gegart, als Hauptbestandteil der Mahlzeit oder als Beilage: Hier entscheiden Geschmack und persönliche Vorlieben. Übrigens: Aus Angst vor dem Fuchsbandwurm schrecken viele Menschen vor dem Rohverzehr zurück. Hundertprozentige Sicherheit bietet nur das Erhitzen. Allerdings sind Fuchsbandwurminfektionen sehr selten und der Verzehr von Wildkräutern stellt kaum ein Risiko dar. Trotzdem ist es immer empfehlenswert, Wildkräuter vor der Zubereitung gründlich zu waschen.
Manche Arten brauchen zusätzliche Vorbereitungsschritte. Brennnesseln oder andere Arten mit Brennhaaren eignen sich nur blanchiert für Salate. Bittere Sorten lassen sich abmildern, wenn wir sie vor dem Verzehr in warmem Wasser einlegen und mit abmildernden Lebensmitteln wie Sahne, Crème fraîche oder Sauerrahm zubereiten. Auch die Beigabe von Äpfeln oder Birnen schafft hier Ausgleich. Scharfe Pflanzen wie Bärlauch, Knoblauchrauke oder Schafgarbe schmecken am besten, wenn wir sie klein schneiden und als Gewürz untermischen.
Mögliche Rezeptinspirationen für die Verwendung von Wildkräutern reichen von einem gemischten Salat über Suppen, Soßen, Ofengerichte, gefüllte Pfannkuchen und Blattrouladen bis hin zu Pesto, Kräuterquark oder mit Obst gemischte Smoothies. Essbare Wurzeln können wir ähnlich wie Möhren zubereiten oder kochen und zu Püree stampfen. Löwenzahnwurzeln schmecken sogar geröstet und gemahlen als Ersatz für Kaffeepulver. Essbare Blüten sind eine besonders dekorative Delikatesse. Kandiert sind sie eine geschmackliche und optische Aufwertung für jedes Dessert.
Übrigens: Hier haben wir leckere Rezepte mit Bärlauch für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Ausprobieren.
Tipp 5: Pflanzen und Kräuter haltbar machen
Weitere Zubereitungsformen ermöglichen es, die Wildkräuter etwas länger aufzubewahren. Hier ist das Einlegen in Essig, Öl, Zucker oder Alkohol ein Mittel der Wahl. So können Sie Produkte wie Wildplflanzenessig, -öl, -sirup oder -likör herstellen und ihre Pflanzen sind konserviert. Alternativ sorgt eine selbstgemachte Wildkräutermarmelade beim Sonntagsfrühstück sicherlich für Aufsehen. Ansonsten lassen sich die Kräuter auch trocknen und für Tees oder als Trockengewürz verwenden. Eine weitere peppige Möglichkeit für die Blüten: Ab ins Eis! Eiswürfel mit Blüten sind nicht nur ein echter Hingucker, sondern werten Erfrischungsgetränke im Sommer auch geschmacklich auf.