Wein ist ein außergewöhnliches Produkt, dessen Preisspanne immens sein kann. Die billigsten Flaschen sind schon für unter zwei Euro im Discounterregal zu finden, ganz exklusive Abfüllungen können es auf weit über tauschend Euro bringen. Aber wie kommen diese Preisunterschiede eigentlich zustande?
Nüchtern betrachtet kann Wein ein bemerkenswert günstiges Getränk sein. Zu seiner Erzeugung braucht es ein ganzes Jahr Arbeit im Weinberg zur Produktion des „Ausgangsmaterials“, also der Trauben, und zusätzlich noch mindestens einige Monate der Weinbereitung im Keller. Dass eine Flasche des Endprodukts dieses sich über so viele Monate hinziehenden Herstellungsprozesses dennoch für nur wenige Euro zu haben ist, liegt vor allem daran, das viele Schritte in der Erzeugung heute weitgehend rationalisiert durchgeführt werden können. Im Gegensatz zur weit verbreiteten romantischen Vorstellung vom Winzer, der in Handarbeit seine Weinberge pflegt und dann im Herbst sorgsam die Trauben mit einer Schere vom Rebstock schneidet, ist die Traubenproduktion für Billigweine in vielen Schritten maschiniert und somit deutlich kostengünstiger als in Handarbeit.
Wein: Überproduktion drückt den Preis
Besonders arbeitsintensive Schritte wie das Schneiden der Laubwand der Rebstöcke oder die Ernte der Trauben wird bei solchen Weinen längst mit Hilfe von Maschinen durchgeführt. Darüber hinaus erlauben moderne Weinbaumethoden und optimierte Züchtungen von Rebsorten auch deutlich höherer Erträge in den Weinbergen. Es können also mehr Trauben von der verfügbaren Fläche gewonnen werden. Ein weiterer Grund für die eigentlich überraschend niedrigen Preise für manche Weine ist, dass weltweit mehr Wein produziert als getrunken wird. Gerade bei den Weingiganten wie Spanien oder Italien führt diese Überproduktion zu einem erheblichen Druck auf die Weinpreise.
Warum steigen die Preise für Wein so rapide an?
Nun, mit den oben beschriebenen Methoden lassen sich heutzutage ohne Zweifel technisch saubere Weine ohne jegliche Mängel erzeugen. Erwartet man aber von einem Wein mehr als nur „sauber und frei vom Mängeln“ zu sein, dann wird es rasch deutlich komplizierter und aufwändiger in der Erzeugung. Wenn ein Wein nicht nur „sauber“ schmecken soll, nicht nur ein ordentlich gemachtes Getränk sein soll, sondern darüber hinaus auch ein gewisses Maß an Ausdruck, Spiel, Vielschichtigkeit, aromatischer Länge und insbesondere unverwechselbarer Persönlichkeit aufweisen soll, so ist dies mit den industrialisierten Herstellungsmethoden der Billigweine nicht zu bewerkstelligen. Für solche höherwertige Wein ist der Arbeitsaufwand − und damit die Kosten − im Weinberg und Weinkeller um ein vielfaches höher. Gleichzeitig muss dann auch der Ertrag, also die erzeugte Menge an Trauben je Rebstock, durch entsprechenden Rebschnitt reduziert werden. Denn wenn eine Pflanze viele Trauben versorgen muss, sind diese natürlich weniger hochwertig, als wenn der Rebstock all seine Kraft auf nur wenige Früchte konzentrieren kann. Darüber hinaus bedarf es zur Erzeugung höherwertiger Weine auch besonders privilegierter Weinbergslagen mit optimalem Mirkoklima und guter Bodenstruktur. Und solche Flächen kosten, sei es in Pacht oder Erwerb, teilweise immense Summen, die dann über die erzielten Verkaufserlöse der Weine refinanziert werden müssen.
Ist ein teurer Wein grundsätzlich ein besserer Wein?
So einfach ist die Sache dann aber auch wieder nicht. Denn unabhängig von den jeweiligen Produktionsmethoden bzw. Kostenstrukturen ist es am Ende doch stets zu einem großen Teil vor allem auch das Talent, die Erfahrung, die Sorgfalt und das Können des entsprechenden Weinmachers, die darüber entscheiden, ob ein Wein besonders erlesen oder doch eher weniger gut ausfällt. Aufwändige Produktionsmethoden allein garantieren nicht immer automatisch auch einen hochwertigen Wein. Andererseits ist aber ein wirklich hochwertiger Wein ohne aufwändige Produktionsmethoden eben auch nicht möglich.
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