Während alkoholfreie Biere längst eine Selbstverständlichkeit sind und sich auch geschmacklich durchaus als Alternative zu so mancher Vollversion trinken lassen, fristet alkoholfreier Wein eher ein Schattendasein. Aber warum eigentlich?
Wein muss eigentlich zwingend Alkohol enthalten. Das geht schon aus der gesetzlichen Definition dieses edlen Getränks hervor, die besagt: Wein sei ein…
„Erzeugnis, das ausschließlich durch vollständige oder teilweise alkoholische Gärung der frischen, auch eingemaischten Weintrauben oder des Traubenmostes gewonnen wird“.
Während der alkoholischen Gärung wird der Zucker der Traube, hauptsächlich Glukose (also Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) durch Hefen in Alkohol umgewandelt. Tatsächlich muss deutscher Wein mindestens 5% Alkohol enthalten, im Anbaugebiet Baden sogar 6%, um dieser Definition zu genügen. Laut Weinverordnung gibt es aber auch die Möglichkeit, dem vergorenen Rebensaft den Alkohol durch physikalische Methoden wieder zu entziehen und ihn dann, wenn weniger als 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten bleiben, als alkoholfreien Wein zu bezeichnen.
Alkoholfreier Wein: Mehrere Verfahren der Herstellung
Zur Herstellung von alkoholfreiem Wein gibt es verschiedene Verfahren wie beispielsweise die Umkehrosmose oder die sogenannte Dünnschichtverdampfung, die jedoch auch erheblichen Einfluss auf das Weinaroma nehmen. Am schonendsten gilt hingegen die Vakuumverdampfung, die der Rheingauer Dr. Carl Jung Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt und im Jahre 1908 patentiert hat. Doch selbst bei dieser die Weinaromen weitgehend schonenden Methode entstehen Produkte, die sich im Gegensatz zum alkoholfreien Bier doch recht deutlich von den herkömmlichen Weinen unterscheiden. Alkohol ist nämlich nicht nur als „Trägersubstanz“ und insbesondere zur Lösung für fettlösliche Aromabestandteile im Wein sehr wichtig, sondern spielt auch in der komplexen strukturellen Balance des Getränks im Verbund mit Säuren, Süße und Extrakt eine bedeutende Rolle.
Alkoholfreier Wein wird oft mit Restsüße abgefüllt
Viele alkoholfreie Weine erscheinen daher auch bei akzeptablem Aroma im Geschmack etwas leer und lassen das typische Mundgefühl sowie die Länge im Nachhall vermissen. Deshalb werden alkoholfreie Weine meist auch mit gewisser Restsüße abgefüllt, um diesen Mangel zu kaschieren. Merklich besser scheint es hingegen beim alkoholfreien Schaumwein zu funktionieren (der genau genommen nicht gerade einladend als „schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein“ bezeichnet werden muss), bei dem durch den CO2-Gehalt eine gewisse Lebhaftigkeit im Geschmack erhalten bleibt.