Der Verzehr von Pseudogetreide: ein anhaltender Trend. So schaffen Buchweizen, Quinoa und Amaranth die Grundlage für eine Vielzahl raffinierter Rezeptideen. Immer mehr Menschen finden Gefallen an den Getreidealternativen und schenken ihnen einen Platz im Küchenregal. Stellen die ausgefallenen Körnerfrüchte unsere herkömmlichen, echten Getreidearten etwa in den Schatten? Was macht die trendigen Alternativen so beliebt und birgt deren Verwendung auch Nachteile? Erfahren Sie mehr über die schmackhaften Trendsetter!

Während Weizen, Reis oder Mais allbekannt sind, bringen Pseudogetreidearten einen Hauch Exotik in die Küche. Den Begriff „Pseudo“ tragen die Körner aufgrund ihrer botanischen Herkunft. Als echtes Getreide zählen lediglich die Körnerfrüchte von Gräsern. So wurden verschiedene Arten von Süßgräsern zu Kulturpflanzen herangezüchtet und versorgen uns heute mit den sieben Grundgetreidearten: Weizen, darunter auch Dinkel als eine Weizenart, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Reis und verschiedene Hirsen.

Getreideähnliche Vielfalt

Pseudogetreidekörner sind Pflanzensamen krautiger Pflanzen statt Gräser. Jedoch sind die Samen ebenfalls reich an dem Vielfachzucker Stärke und lassen sich dadurch ähnlich wie Getreide nutzen. Häufige Verwendungsformen sind ebenso das ganze Korn, Grütze oder Mehl. Die bekanntesten Pseudogetreidearten sind Buchweizen, Amaranth, Quinoa und Chiasamen. Weit unbekannter sind dagegen Canihua-Samen, die mit ihrem einzigartig nussig-schokoladigen Geschmack überzeugen.

Buchweizen ist eine der bekanntesten Pseudogetreidearten.

Amaranth, Quinoa und Canihua zählen zu den sogenannten Fuchsschwanzgewächsen. Ihr Ursprung liegt in Mittel- und Südamerika. Dort liegt auch die Heimat der Chiasamen, die allerdings den Lippenblütlern und damit einer anderen Pflanzenfamilie angehören. Buchweizen ist ein Knöterichgewächs aus Zentralasien und mit Rhabarber und Sauerampfer verwandt. Ob Aussehen, Geschmack oder Nährstoffgehalt: Mehr oder weniger große Unterschiede zwischen den verschiedenen Pseudogetreidearten sorgen für Abwechslung auf dem Teller.

Garantiert glutenfrei

Eins haben alle Pseudogetreidearten gemeinsam: Sie enthalten kein Gluten. Das Klebereiweiß besitzt hervorragende Backeigenschaften, ist jedoch für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit, die in Form einer Autoimmunerkrankung auch Zöliakie genannt wird, und für Weizeneiweißallergiker*innen kritisch. So können bereits kleinste Mengen Gluten ernsthafte Beschwerden bei Betroffenen verursachen. Gluten steckt vor allem in Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste. Doch auch Hafer kann durch Verunreinigungen mit anderen Getreidearten problematisch sein. Glutenfrei dagegen sind neben den Pseudogetreidearten auch Reis, Mais und Hirse. In unseren Breiten sind etwa 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung von einer Zöliakie und 0,1 Prozent der Europäer*innen von einer Weizenallergie betroffen. Für Menschen ohne Glutenunverträglichkeit oder Allergie besteht jedoch kein Grund, das Eiweiß zu meiden.

Quinoa ist Bestandteil vieler leckerer Salate.

Beim Backen sorgt Gluten für luftiges Volumen und ein stabiles und elastisches Teiggerüst. Glutenfreie Mehle aus Pseudogetreide, Mais, Reis oder Esskastanien ergeben ohne zusätzliche Quellstoffe daher nur feste Fladen. Untergemischte Kartoffelstärke, Guarkern- oder Johannisbrotkernmehl oder Eier in Kombination mit Backtriebmitteln wie Hefe oder Backpulver ermöglichen dennoch einen luftigen, elastischen Teig.

Willkommene Nährstofflieferanten

Während das fehlende Gluten im Pseudogetreide Vor- und Nachteil zu gleich ist, punkten die exotischen Körnerfrüchte vor allem mit ihrem Nährstoffgehalt. Außer Buchweizen weisen die Pseudogetreidearten einen höheren Proteingehalt als herkömmliches Getreide auf. Das macht sie besonders für vegan lebende Menschen interessant. Bei Chiasamen ist zudem ein besonders hoher Fettgehalt erwähnenswert, wodurch sie ebenso als Ölsaat gelten. Das Fett enthält eine große Menge wertvoller mehrfach ungesättigter Fettsäuren und gilt dadurch als besonders gesund.

Während Buchweizen herkömmlichem Getreide in seiner Nährstoffzusammensetzung am ähnlichsten ist, übertrumpfen die anderen Pseudogetreidearten bestimmte Nährwerte deutlich. Vor allem die Mineralstoffe Kalium, Eisen, Calcium und Magnesium sind in hohem Maße enthalten.  Chiasamen sind zudem für ihren Gehalt an antioxidativ wirkenden sekundären Pflanzenstoffen bekannt. Damit bereichern die verschiedenen Pseudogetreide den Speiseplan und unterstützen eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung.

Unerwünschte Inhaltsstoffe

Trotz der vielen Vorteile: Pseudogetreide enthält auch Stoffe, auf die wir gerne verzichten. So steckt in den Randschichten von Buchweizen der rote Farbstoff Fagopyrin, der als phototoxisch gilt. Eine zu hohe Aufnahme von Fagopyrin lässt die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht werden und fördert dadurch Verbrennungen. Deshalb sollten besonders Kinder und sonnenempfindliche Menschen nur geschälten Buchweizen verzehren. Auch Hitze zersetzt den Stoff weitestgehend.

In Quinoa sind vor allem die enthaltenen Saponine unerwünscht. Diese haben womöglich negative Effekte auf die Darmschleimhaut und in zu großen Mengen auch auf die roten Blutkörperchen. In neueren Sorten wurden Saponine weitestgehend herausgezüchtet. Ansonsten sind Schälen und Erhitzen wirksame Maßnahmen, um die Aufnahme von Saponinen zu vermeiden oder zu reduzieren. Auch in den Randschichten von Amaranth stecken unliebsame Gerbstoffe, die die Nährstoffaufnahme hemmen. Deshalb empfiehlt sich auch hier, die Körner geschält und erhitzt zu verzehren.

Pseudogetreide-Produkte sind nicht nur gesund, sondern können Gerichte auch geschmacklich aufwerten.

Die Eignung der Pseudogetreide für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern bleibt aber umstritten. So ist bei Buchweizen das Risiko für allergische Reaktionen wahrscheinlicher, während bei allen Pseudogetreidearten geringfügig aufgenommene Mengen der unerwünschten Stoffe größere Auswirkungen auf die Gesundheit hätten. Geeignet wären daher nur Produkte, die nachweislich weder Saponine noch Gerbstoffe oder Fagopyrin enthalten. Außerdem sind bisher Verunreinigungen und weitere Stoffe im Pseudogetreide, die für Erwachsene zwar unbedenklich sind, für Säuglinge und Kleinkinder aber bedenklich sein könnten, nicht auszuschließen. Deshalb sollten Sie die alternativen Körnerfrüchte für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern besser meiden.

Tipps für Einkauf und Lagerung

Pseudogetreide ist je nach Art als ganze Samen, Flocken, gemahlen oder als Mehl erhältlich. Zum Teil finden wir die Körner auch in gepuffter Form oder anderweitig verarbeitet. Doch aufgepasst: Liegt Pseudogetreide im Einkaufswagen, wartet spätestens an der Kasse oft die Überraschung. Die Preise sind oft deutlich höher als von herkömmlichem Getreide. So kostet ein Kilogramm Quinoa gerne einmal doppelt bis dreifach so viel wie ein Kilogramm Reis. Da die exotischen Körner außerdem meist deutlich weiter gereist sind als Weizen, Roggen oder Mais, sollten wir es auch unter Umweltaspekten nicht übertreiben mit dem Konsum. Kaufen Sie trotz der hohen Preise am besten Körner aus biologischem Anbau. So reduzieren Sie die Schadstoffbelastung und Ihre besondere Mahlzeit ist noch gesünder.

Zum Glück hält sich Pseudogetreide eine Weile, sodass die teuren Körner auch bei gelegentlichem Verzehr nicht schlecht werden. Achten Sie unbedingt auf eine luftdichte Aufbewahrung! Dazu eignet sich zum Beispiel eine gut verschließbare Dose oder ein Schraubglas. Zusätzlich freuen sich Quinoa, Buchweizen und Co. über einen trockenen, dunklen und kühlen Platz. Innerhalb einiger Monate sollten Sie die Körner aber dennoch verbrauchen.