Das Weihnachtsfest ist für viele auch ein Anlass, sich im Familien- und Freundeskreis eine kulinarische Freude zu machen – Wein darf dabei nicht fehlen. Unser Master Sommelier Frank Kämmer verrät, welche Weine bei ihm in diesem Jahr zu Weihnachten geöffnet werden.


Ein Grand-Cru-Champagner zur Vorspeise

Weihnachten, Wein, Empfehlung Avizoise, Champagne
Weihnachten ohne einen wirklich guten Champagner ist für mich einfach nicht komplett. Dieses Jahr habe ich für meine Familie und mich eine ganz besondere Flasche bereitgestellt. Pascal Agrapart gilt mit den Abfüllungen seines kleinen Weinguts als einer der Superstars unter den Winzer-Champagnern. Sein als Avizoise bezeichneter Jahrgangschampagner stammt von einem sehr alten Weinberg mit besonders tiefgründigen Kalklehmboden in dem als Grand Cru eingestuften Dörfchen Avize an der Côte des Blancs. Mit seiner mineralischen Tiefe und Dichte ist dies viel eher ein Wein zum Essen als bloß ein festlicher Aperitif. Dabei eignet es sich beispielsweise ideal zu feinen Fischgerichten wie Steinbutt mit Beurre Blanc. 2008er Agrapart Champagne Avizoise Blanc de Blancs Extra Brut Grand Cru (ca. 88 Euro, Bezugsquelle: www.kierdorfwein.de)

Australischer Rotweinklassiker zum Hauptgang

Weihnachten, Wein, Empfehlung, Shiraz, Australien
Er ist einer der ganz großen Klassiker der australischen Weinszene – und doch ist er hierzulande nicht in dem Maße bekannt, wie es ihm eigentlich gebühren würde. Vielleicht liegt es ja daran, dass der St. Henri aus dem Hause Penfolds so gar nicht ins Bild eines Rotweins aus der „Neuen Welt“ passen will. Er wird seit 1953 quasi in unveränderter Weise hergestellt, ausgebaut in großen alten Holzfässern und auf eine wunderbare Weise geradezu „altmodisch“ im Stil. Dieser unglaublich charaktervolle Shiraz steht dabei oft im Schatten seines legendären „großen Bruders“, des ebenfalls von Penfolds erzeugten „Grange“, der als einer der besten Rotweine der Welt gilt.
Das Interessante dabei ist, dass beide Weine in den 1950er Jahren, sowohl was Preis als auch Ansehen angeht, auf einer Höhe lagen. Doch während der schillernde Grange zum Weltstar wurde, blieb der traditionelle St. Henri ein Geheimtipp unter Kennern – und Ersterer kostet heute mehr als das Sechsfache von Letzterem! Ich habe vor ein paar Wochen den neuen Jahrgang 2013 des St. Henri auf dem Weingut in Adelaide verkostet und folgendes dabei notiert:

„Ungemein dichte Nase, aber dennoch bereits so einladend. Anklänge von Feigen in Kirschsaft, Cassis, Schlehen sowie markant erdige Noten von Leder, Tabak, Lorbeer und Unterholz. Ausgesprochen attraktive Ansprache mit ungemein samtigem Tanninflor am Gaumen. Tolles Gewicht mit selbstbewusstem Charakter, aber dennoch ohne jegliche harten Kanten. Reich im Ausdruck, aber nicht überladen. Ganz feine Säureadern. Tolle Mokkanoten im Finish. „Old School“ im besten Sinne. Ein echter Gentleman mit fester Persönlichkeit und großartigem Potential“.

Die Flasche, die ich aus Australien mitgebracht habe, steht nun bereit, um an Weihnachten zu einem Rehrücken mit Preiselbeeren geöffnet zu werden.  2013er Penfolds St. Henri Shiraz (ca. 99 Euro, Bezugsquelle: www.hawesko.de )

Sherry zum Dessert

Weihnachten, Wein, Empfehlung, Valdesino, Moscatel PromesaDie andalusische Weinregion rund um Jerez de la Frontera hat ein Imageproblem. Anders lässt es sich nicht erklären, dass man dort mitunter Weltklasse-Weine finden kann, von denen aber nur eingeweihte Kenner wissen und die ein angesichts der überragenden Qualität geradezu absurd gutes Preis-Genuss-Verhältnis aufweisen. Obwohl mir dies durchaus bewusst war, wurde ich bei meinem letzten Besuch auf dem Weingut Valdespino wieder einmal von so einem kaum bekannten Schatz überrascht. Nach der Verkostung der sehr guten trockenen Sherrys diese Traditions-Hauses schenkte man mir noch ein Schlückchen eines edelsüßen Weins aus einer herrlich antiquiert-kitschig etikettieren Flasche ein. Es war ein Moscatel-Sherry hergestellt aus Muskateller-Trauben eines Weinbergs im Westen des Anbaugebiets bei Chipiona an der Atlantikküste.

Der Wein war umwerfend gut! Betörendes, überwältigendes Aroma nach Orangenblüten und Gewürzen, ungemein seidige Süße mit perfekter Balance, delikate Länge. Es war einer der denkwürdigsten Dessertweine, die ich in letzter Zeit probiert hatte. Vorsichtig erkundigte ich mich beim Kellermeister nach dem Preis für eine Flasche einer solchen Delikatesse und war schon darauf eingerichtet, eine Summe im dreistelligen Bereich zu hören, was angesichts der Qualität durchaus gerechtfertigt gewesen wäre. Doch seine Antwort erneuerte und festigte meine Überzeugung einmal mehr, welche Schätze in Andalusien noch zu entdecken sind: „Der liegt Preis liegt so bei circa 20 Euro….“. Von Tag zu Tag steigerte sich seither bei mir die Vorfreude, diesen Moscatel-Sherry an Weihnachten zu Lebkuchenmousse genießen zu dürfen. Valdespino Moscatel Promesa (ca. 23,50 Euro, Bezugsquelle: www.vinexus.de )

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